Flyer zur Ausstellung (im pdf-Format) |
Die Gegenüberstellung der Porzellanstadt Selb in Oberfranken mit der traditionellen Fayence- und Porzellanstadt Kütahya in Anatolien (Türkei) zeigt den Umgang mit Porzellan in zwei unterschiedlichen Kulturkreisen vor dem Hintergrund des Wandels der Tischkultur und der Krise der westeuropäischen Porzellanindustrie auf.
In beiden Städten gibt es Berufsausbildungen in den Bereichen Form und Dekor. In Selb beheimatet sind weltweit bekannte Marken wie Rosenthal, Hutschenreuther und Villeroy & Boch (vorm. Heinrich) – produziert wird jedoch nur noch bei Rosenthal, außerdem in kleinen Ateliers und Manufakturen. In Kütahya finden wir die Marken Güral Porselen und Kütahya Porselen, außerdem etwa 500 Ateliers, in denen Fayenceteller, -vasen und andere Objekte heute noch von Hand bemalt werden.
Wie verhält man sich in beiden Städten im Spannungsfeld zwischen Porzellan als einem Gegenstand der Alltagskultur, zwischen Kunst und Industriedesign? Wie sind beide Städte durch ihre (Mono-) Kultur und Wirtschaftsgeschichte geprägt? Welche Wege finden junge Künstler, Form- und Dekorgestalter? Welche Rolle spielen Manufakturen als kleine, eigenständige Organismen mit Individualität und Idealismus? Wie steht man heute zu künstlerischem Unikat und wie zum seriellen Multiple? Spürt man ein Sich-Behaupten von Traditionellem, ein troziges Bewahren oder löst sich Orts- und Kulturspezifisches auf in einer zunehmend kleiner gewordenen Welt?
Am Beispiel von Arbeiten junger, erfolgreicher Künstler und Gestalter aus beiden Städten kann der Besucher der Ausstellung sich ein eigenes Bild verschaffen. Dabei stehen Wilma Greim, Marlene Kretzschmar, Hasret Şahin und Hasan Şahbaz für Dreidimensionales. Yvonne Georgi, Beyza Küçükkavas, Christin Winkler und Fatma Yurdugül präsentieren neue Schöpfungen aus dem Dekorbereich.
Eine Präsentation von künstlerisch gestalteten, in Serie gefertigten Objekten, hierunter Tassen, Vasen, Teller, Schalen sowie Skulpturen aus der Reihe „Rosenthal studio-line“, ergänzt die Ausstellung im Roentgen-Museum. Durch die Zusammenarbeit Philip Rosenthals mit weltbekannten Künstlern und Designern entwickelte sich in den späten 1950er und 1960er Jahren seine „studio-line“ zu einer durchaus eigenwilligen und heftig umstrittenen Umsetzung des Gedanken Walter Benjamins („Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“, 1935). Rosenthals großes Anliegen war es, die Kunst stärker in den Alltag einzubeziehen, zur Erhöhung der Lebensqualität des Einzelnen im Gegensatz zu einem rein elitären Kunstverständnis.
Zur Ausstellung liegt ein zweisprachiger Katalog (Türkisch/Deutsch) vor.
Als Begleitprogramm finden folgende Vortragsveranstaltungen statt:
Donnerstag, 06.09.2012, 19.00 Uhr
Vortrag: Kunstausbildung in der Türkei seit Gründung der Republik
Ingo Nitzsche, Ausstellungskurator, und Kader Zeynep Yalcin, Kunststudentin
Dienstag, 18.09.2012, 19.00 Uhr
Vortrag: Typisch skandinavisch? Nordische Designer bei Rosenthal studio-line“
Dr. Emma Bentz, Neuwied
Öffnungszeiten
Di-Fr. 11-17 Uhr, Sa. und So. 14-17 Uhr
Montags geschlossen