Hier werden wir Ihnen verschiedene Objekte der Ausstellung näher bringen.
Das
Gemälde „Der Feiertag“ malte August
Friedrich Siegert im Jahre 1852.
Zwei
Frauen sitzen nahe am Fenster In einem gewölbten Innenraum mit gehobener
Ausstattung: Die junge Frau liest einer älteren aus einer mittelalterlichen
Handschrift vor. Die ältere Frau – wohl die Mutter – sitzt in einem Sessel, ihr
Enkel schmiegt sich an sie. Rechts im Vordergrund schläft ein eingerollter Hund
auf einer Truhe. Dieser Hund findet sich öfter auf Siegerts Gemälden.
Die
Gottesfürchtigkeit der beiden Frauen wird durch ein Kreuz in einer Wandnische
rechts vom Fenster betont. Der direkte Blick aus dem Fenster richtet sich auf
die Kirchgänger vor dem Haus, die am Feiertag den Gottesdienst besuchen. Die
Rose im Topf auf der Fensterbank verweist auf die Jugend der Vorleserin, bei
der es sich um Siegerts Frau Mathilde handelt. „Mathilde hat große Freude, daß
ich die lesende Frau ganz nach ihr gemalt habe“, schreibt er an seine Mutter
Sophie in Neuwied.
In
zeitgenössischen Besprechungen wurde das Bild sehr gelobt. So fertigte Siegert
weitere Exemplare an. 1866 erwarb der König von Hannover eine Version mit dem
Titel „Sonntagsfrühe“.
Dieses
Ölgemälde von August Friedrich Siegert trägt den Titel „Im Studiersessel“ oder „Der
kleine Bibliothekar“ und wurde im Jahre 1870 gemalt.
Ein
kleiner hellblonder Junge – vielleicht ein Sohn von Siegert – hat sich auf den großen Sessel im
Arbeitszimmer seines Vaters gesetzt und versucht so, den Vater zu imitieren.
Damit er größer erscheint, hat er als Unterlage einen Folianten, ein großes,
unhandliches Buch, genommen. In der linken Hand hält er ein geöffnetes, altes
Buch, mit der rechten Hand eine Porzellanpfeife.
Im
linken Hintergrund ist der Arbeitstisch des Vaters zu erkennen, darauf Bücher
und eine Feder im Tintenfass. Rechts ist ein Regal mit mächtigen Folianten
angedeutet.
Dieses
Motiv Siegerts war sehr beliebt und erfolgreich, und so entstanden mehrere
Variationen. In dieser Variation ist der Junge frontal dem Bildbetrachter
zugewandt und blickt ihn stolz an.
In
dem Gemälde „Frau mit Dröppelminna“ zeigt
August Friedrich Siegert eine Frühstücksszene, die an die traditionelle
„Bergische Kaffeetafel“ im Bergischen Land bei Köln erinnert.
Genüsslich
füllt sich eine Frau ihre Tasse mit Kaffee aus einer „Dröppelminna“, einer
bauchigen, auf drei Füßen stehenden Kaffeekanne aus Zinn mit Zapfhahn. Ein
Stövchen unter der Kanne dient zum Warmhalten, aufgebrüht wurde der Kaffee aber
in einem anderen Gefäß. Der in der Kaffeekanne verbleibende Kaffeesatz
verstopfte meist den Ausguss und so tropfte (dröppelte) der Kaffee in die
Tasse. Dies gab - zusätzlich mit ihrer rundlichen Form - dieser Kaffeekanne
ihren Namen.
Ein
Rosinenbrot liegt griffbereit neben der Kaffeetasse auf dem Tisch. An die
Handarbeit, die die Frau nun mit einer Pause unterbricht, weist ein Wollknäuel
hin, der noch auf dem Tisch liegt. Die Szenerie befindet sich in einem
häuslichen Innenraum.
Von
diesem Motiv gibt es mehrere Variationen, die Siegert auch mit „Kaffeeschwester“
bezeichnete.
Heute
zeigen wir eine Ölskizze von 1847/48, ein erster Entwurf zu August Friedrich
Siegerts Gemälde “Kaiser Maximilian bei
Albrecht Dürer, diesem die Leiter haltend“.
Albrecht
Dürer hatte den Auftrag, den Rathaussaal in Nürnberg mit dem „großen Triumphzug
des Kaisers“ auszumalen. Kaiser Maximilian kam nach Nürnberg und besuchte Dürer
bei der Arbeit. An einer Stelle wünschte er eine andere Figur als die, die der
Maler ausgesucht hatte. Dürer stieg sofort auf die Leiter und zeichnete die
gewünschte Figur an die Wand. Dabei schwankte die Leiter. Der Kaiser rief einen
Pagen und hieß ihm, dem Meister die Leiter zu halten. Der Edelmann erwiderte:
„Soll ich, ein Edelmann aus bestem Stand einem bürgerlichen Meister dienen? Das
sollen die Diener tun!“. Der Kaiser griff selbst zu der schwankenden Leiter und
sagte: „Was der Kaiser tut, wird Euch nicht Unehre machen! Auf dieser Seite
ich, auf der dort Ihr.“
Als
Dürer wieder herabgestiegen war, wandte sich der Kaiser noch einmal zu dem
jungen Edelmann und dem adeligen Gefolge: „Albrecht Dürer ist in seinem Reich
der Kunst ein Herr und Fürst wie keiner in der Welt! Aus hundert stolzen
Edelleuten kann ich keinen Dürer machen. Aber wenn ich will, aus jedem meiner
Untertanen einen Edelmann!“ Zu Dürer sprach er und zog dabei sein Schwert: »Dulde diesen Schlag und fürder keinen mehr! Steh' auf
als edler Ritter des Heiligen Römischen Reiches! Du sollst deinen Namen
behalten wie bisher. Denn du hast ihn selber durch deine große Kunst geadelt!
Deine Farbe soll himmelblau sein, mit drei silbernen Schilden zum Zeichen
deiner Kunst deines Fleißes und deiner Bescheidenheit!«
1604
erstmals erwähnt, wurde diese Geschichte im 19. Jahrhundert romantisiert und öfter
von Künstlern dargestellt, so auch von August Friedrich Siegert.
Ein
weiteres Gemälde von August Friedrich Siegert in unserer Ausstellung trägt den
Titel „Unser täglich Brot gib uns heute“.
Gemalt wurde es von Siegert im Jahre 1878.
Eine
alte Frau sitzt an einem schlichten Tisch und betet. Vor ihr steht eine Schüssel, wohl mit einer Suppe, ein Teller mit
Löffel und daneben liegt ein Stück Brot. Es ist ein karges Mahl, das sie nach
dem Gebet einnehmen wird.
Dieses
Motiv war sehr beliebt bei gottesfürchtigen Sammlern. Ein weiteres Exemplar
befindet sich sogar in der New York Historical Society.
August
Friedrich Siegerts Gemälde „Kinder im
Atelier“ entstand 1863. Es ist eines der erfolgreichsten Motive des Malers.
Aus dem Besitz des Roentgen-Museums wird es neben zahlreichen Leihgaben in der
dortigen Siegert-Ausstellung präsentiert.
Das
Gemälde zeigt den Vorraum des Ateliers von August Friedrich Siegert. Dort
befinden sich zahlreiche Requisiten, die der Künstler für seine
historisierenden Genrebilder verwendete. Drei Kinder des Künstlers – Emmy,
Helene und Adolf – haben den Vorhang an der Türe zur Seite geschoben und betreten
den Raum. Staunend, aber auch ängstlich betrachten sie eine Ritterrüstung. Die
Kinder haben offensichtlich die Rüstung berührt, wodurch der linke Handschuh
herabgefallen ist. Hiervon erschreckt klammert Helene sich ängstlich an die
große Schwester Emmy. Der kleine Adolf stellt sich mutig vor die Rüstung. Weitere
Attribute im Raum sind Malutensilien des Künstlers, wie ein Krug mit Pinseln,
ein Firnisfläschchen, eine Palette mit Pinseln, eine fertig gespannte Leinwand
und eine Mappe mit Zeichnungen.
Das
Motiv malte Siegert mehrmals, aber immer wieder mit kleinen Variationen. Zwischen
1860 und 1883 konnte er es mindestens zehn Mal verkaufen, u. a. nach England,
Frankreich, Belgien und in die USA. So schrieb Siegert 1860 an seine Mutter:
„Dieser Tage habe ich die Kinder mit der Rüstung, welche ich nach England
bestimmt hatte, wieder an einen Berliner Kunsthändler verkauft (zum 4ten mal).“
Theodor Fontane erwähnte auch dieses Gemälde in seiner Besprechung der Berliner
Kunstausstellung 1862.
Foto:
Wolfgang Thillmann
August
Friedrich Siegert malte 1878 dieses Gemälde mit dem Titel „Lokalblatt“, dass sich in der Siegert-Ausstellung im
Roentgen-Museum befindet.
August
Friedrich Siegert malte diese Darstellung erstmals um 1871, aber in
verschiedenen Variationen. Vor einem monochromen dunklen Hintergrund sitzt ein
alter Mann mit Brille an einem Tisch und liest konzentriert die in der Hand
haltende Tageszeitung. Ein weiterer, wohl schon gelesener Bogen der Zeitung mit
der Titelseite liegt vor ihm auf dem Tisch. Der Mann trägt Hut und Mantel und
raucht eine Pfeife. Er scheint nur für ein schnelles Bier, das in einem Humpen
vor ihm auf dem Tisch steht, in sein Wirtshaus gekommen zu sein.
Solche
Sujets waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr beliebt. Siegert
stellte neben dem Zeitungsleser weitere Typen dar, so einen Weinkenner, eine
Frau beim Kaffeetrinken oder eine alte Frau beim Gebet.
Foto:
Christian Wucherpfennig
Heute
stellen wir Euch aus der August Friedrich Siegert-Ausstellung im
Roentgen-Museum das Gemälde „Die
Fruchtmalerin“ vor. Es ist im Jahre 1876 von Siegert in Öl auf Leinwand
gemalt und zählt heute zu einer Privatsammlung in Düsseldorf.
Wir
sehen drei fein gekleidete Kinder, die hier einen herrschaftlichen Salon
betreten. Das kleinste Kind streckt seine Hände zu einer gefüllten Obstschale
aus, die auf einem mit Seiden- und Spitzendecke behangenen Tisch das Zentrum
des Gemäldes bildet. Die beiden anderen Kinder schauen hinter einem
Goldleder-Paravant und einem Vorhang hervor. Links sitzt eine Malerin an ihrer
Staffelei. Mit ihrem Malstock versucht sie das jüngste Kind davon abzuhalten,
sich eine Frucht zu nehmen. Die Fruchtschale dient ihr als Motiv für ein
Gemälde. Dies geht auch aus Skizzen hervor, die in ihrer Zeichenmappe am Boden liegen.
Bei
der jungen Malerin könnte es sich um die Düsseldorfer Früchtemalerin Emilie
Preyer (1849-1930) handeln, die in der Nähe der Familie Siegert wohnte. Als
Mädchen war sie nicht zum Studium an der Kunstakademie zugelassen. So wurde sie
von ihrem Vater Johann Wilhelm Preyer (1803-1889) entsprechend ausgebildet. Emilie
Preyer wurde sehr bekannt und ist dies heute noch. Mit 17 Jahren verkaufte sie
ihre Bilder bereits im Kunsthandel; mit 19 stellte sie erstmals im Düsseldorfer
Kunstverein aus.
Die
Künstlerin auf diesem Gemälde hat Siegert mit einfacher Schürze über ihrem
Kleid in einem repräsentativen Wohnsalon dargestellt. Indirekt verweist er so
auf die schwierige gesellschaftliche Position einer Malerin zur damaligen Zeit,
der es oft nicht möglich war, ein richtiges, eigenes Künstleratelier zu
beziehen.
„In
der Bibliothek“, so heißt diese Lithografie (Steindruck)
nach einem Gemälde von August Friedrich Siegert. Als Druckgrafik
veröffentlichte der Künstler mehrere seiner sehr beliebten Motive und machte
sie somit weit bekannt. Dieses Blatt
erschien im Düsseldorfer Künstler-Album des Jahres 1862. Die Düsseldorfer
Künstleralben waren sehr schön gestaltete von 1851-1866 jährlich erscheinende
Bücher mit Abbildungen zahlreicher Kunstwerke von Düsseldorfer Künstlern.
Das Bild zeigt Helene, die Tochter von August
Friedrich Siegert, die auf dem Schreibtischsessel ihres Vaters kniet, den
Oberkörper auf den Schreibtisch lehnt und - mit ihrem Finger den Zeilen folgend
- in einem aufgeschlagenen Buch liest. In der dargestellten Studierstube oder
Bibliothek sind überall Bücher zu sehen. Auch im Hintergrund ist eine
Bücherwand zu erkennen, vor der eine erwachsene Person auf einer
Bibliotheksleiter steht und in einem Buch studiert.
Von diesem Motiv gibt es nur eine Ölstudie,
die neben dieser Lithografie in der Ausstellung zu sehen ist. Der Verbleib des
Ölgemäldes ist leider nicht bekannt. Der bekannte Schriftsteller Theodor
Fontane (1819-1898) hat 1862 dieses und ein weiteres Siegert-Gemälde in einer
Besprechung der Berliner Kunstausstellung erwähnt.
Foto: Wolfgang Thillmann
Hier
sehen wir nun ein „Selbstbildnis“ des
Malers August Friedrich Siegert. Entstanden ist es im Jahre 1883, kurz vor
seinem Tod. Siegert ist nicht sehr alt geworden. Er verstarb mit 63 Jahren an
einer Blutvergiftung infolge einer Verletzung am Mittelfinger der rechten Hand,
die er sich wohl bei der Gartenarbeit zugezogen hatte.
August
Friedrich Siegert ist auf dem Porträt als aufrechter älterer Herr mit wachen
Augen, weißen Haaren, Vollbart und dunkler Kleidung zu sehen. Er blickt den
Betrachter nachdenklich an.
Durch
seinen Tod am 13. Oktober 1883 in Düsseldorf konnte Siegert leider das Gemälde
nicht mehr selbst vollenden. Fertiggestellt hat es dann die Düsseldorfer
Malerkollegin Ernestine Friedrichsen (1824-1892), die das Todesdatum des Malers
gut sichtbar auf der Vorderseite vermerkte.
Foto:
Christian Wucherpfennig
„Das Dachstübchen“ aus dem Jahre 1853 ist ein weiteres Ölgemälde des
Malers August Friedrich Siegert (1820-1883), das aus der Ausstellung im
Roentgen-Museum Neuwied vorerst digital präsentiert wird. Es ist keine
Leihgabe, sondern befindet sich im Besitz des Roentgen-Museums.
Dargestellt
ist ein in einem gemütlichen Dachstübchen liegendes Wiegenkind, das von der
älteren Schwester gehütet wird. Während das Baby schläft, sitzt die ältere
Schwester auf einem Fußbänkchen und schreibt etwas auf ihre Schiefertafel,
vielleicht ihre Hausaufgaben. Das große, offene Buch in einem Ohrensessel dient
dazu als Vorlage. Im Vordergrund spielt eine Katze mit einem Wollknäuel. Durch
eine Dachgaube einfallendes Licht erhellt den Raum, in dem sich allerlei
Alltagsgegenstände befinden: Kleidungsstücke, Bücher, ein Spinnrad, ein
Vogelkäfig und ein Wandkalender mit der Jahreszahl 1853, die gleichzeitig das
Gemälde datiert.
August
Friedrich Siegert war zu dieser Zeit nach einem mehrjährigen Aufenthalt in
Neuwied wieder nach Düsseldorf umgezogen. Mit diesem Gemälde lässt er
Erinnerungen an sein Neuwieder Atelier durchklingen, denn dieses befand sich in
einem Dachzimmer in seinem Elternhaus.
Dieses
Bildmotiv malte Siegert in mehreren Größen. Ein erstes großes Gemälde ging an
den Kunstverein in Prag.
Foto:
Wolfgang Thillmann
„Der kleine
Kunstfreund“ aus
der Zeit um 1860. Gemalt hat es der aus Neuwied gebürtige, in Düsseldorf
studierende und später dort auch wirkende Maler August Friedrich Siegert
(1820-1883), dem die Ausstellung gewidmet ist.
Im
Vorraum eines Künstlerateliers blickt ein kleiner Junge, wohl August Friedrich
Siegerts Sohn Adolf, andachtsvoll auf ein gerade fertiggestelltes Gemälde mit
einer militärischen Schlachtenszene, ein Bild des Künstlers und
Siegert-Nachbars Wilhelm Camphausen. Der Junge vergisst beim Betrachten völlig
sein eigenes Holzpferdchen, das er an einer Kordel hinter sich hergezogen hat.
Im Hintergrund ist ein Maler in seinem Atelier zu erkennen. Es handelt sich
wohl um den Künstler Adolph Tidemand, den Patenonkel des kleinen Jungen.
Beachtenswert
und sehr schön wiedergegeben sind die Details: das Holzpferdchen, die Modelle
von einem Hund und Pferd auf dem Regal im Maleratelier oder die Keramik auf dem
Schrank hinter dem Schlachtenbild. Mit der Abbildung des Schlachtenbildes zeigt
Siegert seine Könnerschaft, auch ein solches Thema bewältigen zu können.
Foto: Christian Wucherpfenning