In seiner Begrüßung betonte Achim Hallerbach, dass wie in jedem Jahr aus der Bürgerschaft eine Reihe von Vorschlägen für die Auszeichnungen der Stiftung eingegangen seien und der Kreisausschuss, als beschlussfassendes Gremium, mit Ingrid Staehle eine mehr als würdige Ehrenpreisträgerin benannt habe.
Die Journalistin Ingrid Staehle gründete 1981 mit einigen Frauen in Hamburg den Verein TERRES DES FEMMES - Menschenrechte für die Frau e.V. Ein Verein, der heute mit 30 Beschäftigten unentwegt mit Aktionen, Projektförderungen und Aufklärungsschriften gegen Genitalverstümmlung, Frauenhandel, Zwangsheirat und –prostitution eintritt und Gewaltopfern ganz konkret hilft, wieder eine Perspektive zu finden.
In der Laudatio zog Doris Eyl-Müller, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Parallelen zwischen der zur Stiftungsgeberin und Preisträgerin und bezeichnete die beiden als Schwestern im Geiste und Handeln. Die Motivation sich für Frauen einzusetzen und gegen bestehendes Unrecht zu kämpfen, basiere bei beiden Frauen auf einem starken Gefühl der Bestürzung und Fassungslosigkeit angesichts des brutalen und blutigen Unrechtes, welches Frauen angetan würde. Johanna Loewenherz war fassungslos angesichts der Prostitution, Ingrid Staehle war bestürzt über Berichte zur Genitalverstümmlung und Witwenverbrennung.
Doris Eyl-Müller zeichnete den Lebenslauf der Preisträgerin nach, die vor dem Studium der Philosophie, Geschichte und Politikwissenschaften an den Universitäten Tübingen, Hamburg und Fribourg in der Schweiz zunächst den Beruf der Fremdsprachenkorrespondentin erlernte und nach dem Studium bei der Deutschen Presseagentur (dpa) im Ressort Ausland und Kultur arbeitete.
Die Preisträgerin nutzte die Gelegenheit, die Gedanken der Stiftungsgeberin zur zentralen Rolle der Mutterliebe für eine patriarchale Gesellschaftsordnung weiterzuentwickeln. In dem frauenpolitischen Hauptwerk „Prostitution und Produktion – Eigentum oder Ehe“ bezeichnet Johanna Loewenherz die Mutterliebe als „Anker des Menschengeschlechts“.
Ingrid Staehle verwies auf die Ambivalenz dieser Liebe, die einerseits die Quelle aller Befriedigung sei, andererseits aber auch zum größten Verhängnis des Lebens würde. Denn an die Mütterlichkeit und Mutterliebe sei die Frage der Macht gekoppelt. Die Macht der Frauen sei individueller und privater Natur, abhängig davon, was der erwachsene Mann der Frau zugestände, die Macht der Männer hingegen sei eine soziale, die sich über Gesetze selbst geschaffen habe. Ingrid Staehle verwies auch auf die Fortschritte, die von den Frauen seit dem Frauenwahlrecht erstritten wurden und stellte schließlich fest, dass heute die Männer Frauen suchen würden, die es nicht mehr gäbe und die Frauen nach Männer suchen würden, die es halt noch nicht gäbe.
Die Feierstunde wurde musikalisch von Shama Abbas und Martin Herden begleitet.
Informationen zur Stiftung unter: www.johanna-loewenherz-Stiftung.de
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