Die Zahl ist frappierend, aber wahr: Etwa jeder vierte junge Mensch wächst in Deutschland mit einem psychisch- oder suchtkranken Elternteil auf. Und das kann für das ganze Leben prägen. „Diese Kinder und Jugendlichen haben ganz klar ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst eine Störung zu entwickeln. Umso wichtiger ist es, Unterstützungsangebote zu schaffen, mit deren Hilfe sie gute Chancen haben, sich zu gesunden Erwachsenen zu entwickeln“, weiß Landrat Achim Hallerbach. Als eine von drei Pilotkommunen in Rheinland-Pfalz hat das Neuwieder Kreis-Jugendamt daher zusammen mit dem „Institut für Sozialpädagogische Forschung“ Mainz ein kommunales Gesamtkonzept für diese vulnerable Zielgruppe erarbeitet und eine eigene Koordinierungsstelle in der Kreisverwaltung eingerichtet.
Nachdem im vergangenen Jahr bereits eine große Onlineumfrage und eine fallbezogene Datenerhebung durchgeführt worden sind, hat sich jetzt die Steuerungsgruppe des Projektes „Kinder von psychisch und suchtbelasteten Eltern“ - kurz KipsE – konstituiert. Gemeinsam haben die Mitglieder in ihrer ersten Sitzung die Ergebnisse der vorangegangenen Befragungen diskutiert und die nächsten Schritte zur Unterstützung und Versorgung der Kinder und Jugendlichen im Landkreis erarbeitet.
„Eine Kindheit mit einem psychisch oder suchtbelasteten Elternteil ist oftmals gekennzeichnet von ständiger Unsicherheit und Angst sowie einem Mangel an emotionaler Zuwendung. Hinzu kommen häufig Vernachlässigung, Armut und Gewalt. Doch vertrauensvolle und kontinuierlich sichere Beziehungen können Kindern helfen, ein hohes Maß an Widerstandsfähigkeit zu entwickeln“, betont Laura Rockenfeller als Netzwerkkoordinatorin für den Kindesschutz und KipsE-Projektkoordinatorin.
Nun gilt es daher, anhand der Bedarfe passgenaue und wirksame Angebotsstrukturen im Kreis zu schaffen und die Steuerung aller Hilfen zu verbessern. Hierzu werden Akteure aus den unterschiedlichen Leistungsbereichen zu einem großen Netzwerktreffen im Juni eingeladen. Neben Angeboten, die direkt an die Kinder, Eltern und Familien adressiert sind, sollen auch die Kooperations- und Vernetzungsstrukturen sowie Bedarfe der Qualifizierung von Fach- und Leitungskräften in den Blick genommen werden. „Unser Ziel ist es, gemeinsam die Angebotsstruktur für Kinder von psychisch und suchtbelasteten Eltern im Landkreis Neuwied langfristig und nachhaltig zu verbessern“, betont Uwe Kukla als Leiter „Soziale Dienste“ des Kreisjugendamts.
Die Steuerungsgruppe:
Der Steuerungsgruppe gehören die Referatsleitung „Soziale Dienste“ des Kreisjugendamtes, die Leitung des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD), die Jugendhilfeplanerin, die Netzwerkkoordinatorin der Kindertagesstätten sowie die Netzwerkkoordinatorin für den Kindesschutz an. Zudem engagierten sich Vertreter des Sozialamtes, des Gesundheitsamtes, des Regionalen Arbeitskreises Sucht, der Erwachsenenpsychiatrie, der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Freien Kinder- und Jugendhilfeträger sowie des Kinderschutzbundes darin.