Obwohl der Kreis Neuwied überwiegend ländlich strukturiert ist, hat sich nicht nur in der Kreisstadt Neuwied, sondern im gesamten Kreisgebiet ein reges Kulturleben entwickelt. Diese buntschillernde Kulturszene wird überwiegend von Laien-Ensembles getragen und geprägt – Chören, Musikvereinen, Theatergruppen...
Dazu kommt natürlich auch von Profis gestaltete Kultur. Dabei erwies sich als absoluter Glücksfall für Stadt und Kreis Neuwied die Übernahme des Engerser Barockschlosses durch die Landesstiftung Villa Musica Mainz. Seit einigen Jahren arbeiten hier junge Kammermusik-Stipendiaten mit namhaften Professoren, jährlich finden etwa 50 hochrangige Kammerkonzerte im traumhaft schönen Ambiente des Spiegelsaales (Diana-Saal) statt, vor Zuhörern aus ganz Rheinland-Pfalz und den benachbarten Bundesländern übrigens, wie man an den Autokennzeichen unschwer erkennen kann. Vor drei Jahren startete Villa Musica eine sommerliche Open-Air-Konzertreihe, acht Konzerte mit populärer Klassik, aber auch Jazz- und Bigband-Sound, bei denen an lauen Sommerabenden jeweils über 1000 Zuhörer unter den Kastanienbäumen des Engerser Schlosshofes Platz finden, Max Greger und Paul Kuhn waren da, der Bayreuth-Tenor Peter Seiffert, das Rundfunkorchester des SWR, das Rennquintett. Der Südwestrundfunk trägt den Namen des Barockschlosses Neuwied-Engers weit über die Landesgrenzen. Wenn im nächsten Jahr die Landesmusikakademie als Träger der Laienmusik in Rheinland-Pfalz in das angekaufte benachbarte „Meisterhaus“ einzieht kann man von Neuwied – Engers mit Fug und Recht als „Nabel der rheinland-pfälzischen Musikwelt“ sprechen.
Die Stadt Neuwied veranstaltet seit vielen Jahrzehnten jährlich eine Abonnenten – Konzertreihe mit sechs klassischen Konzerten, die überwiegend im Neuwieder Heimathaus stattfinden. Die seit einigen Jahren von der Stadt Neuwied im Kreuzgang der Abtei Rommersdorf veranstalteten „Kreuzgang-Konzerte“ erfreuen sich großer Beliebtheit und sind meist „überbucht“. Hier erhalten auch heimische Künstler Auftrittsmöglichkeiten.
Eine gute Idee hatte die Stadt Neuwied auch mit den sommerlichen Rommersdorfer Freilichtfestspielen, Konzerte oder Theaterveranstaltungen im Englischen Garten der Abtei oder der ehemaligen Abteikirche locken Zuhörer aus nah und fern - „Menschen, Masken, Musik“. Der Landkreis selbst hat das Kreismuseum und seinen Festsaal als würdigen Konzertort entdeckt, die seit vier Jahren dort stattfindenden „Museumskonzerte“ mit hervorragenden Kammermusikern haben ihren festen Platz im Kulturleben des Kreises erobert.
Und wenn es um „Profi-Kultur“ im Kreis Neuwied geht muss natürlich auch die verdienstvolle künstlerische Arbeit der Landesbühne Rheinland-Pfalz erwähnt werden, früher viele Jahrzehnte lang „Reisebühne“ für Rheinland-Pfalz und das benachbarte Ausland, seit 1978 heimisch im damals wieder ausgebauten Schlosstheater Neuwied – 280 Sitzplätze und auch hier heißt es meist „ausverkauft“!
Auch in den übrigen Städten und Gemeinden des Landkreises gibt es von den Gemeinden oder privaten Trägern veranstaltete Konzertreihen, so in Linz, der „Bunten Stadt am Rhein“, oder einzelne Konzerte mit namhaften Profi-Musikern und Solisten.
Dennoch gilt – den Löwenanteil der Kulturarbeit im Landkreis tragen die ehrenamtlich tätigen Vereine und Kulturgruppen. Erfreulich, dass sich in diesem Rahmen auch viele junge Menschen in die Kultur einbringen, als Chorsänger in Schulchören, Jugendchören, Jungen Chören, als Orchestermusiker in Schulorchestern oder Mitwirkende in Musikvereinen.
Zu danken ist in diesem Zusammenhang den Sponsoren der Vereine, den Sparkassen, Banken, Firmen, ohne deren finanzielle Hilfe viele kulturelle Veranstaltungen nicht zustande kämen. Kultursponsoring – ein weites Feld, dass es zu nutzen gilt.
Wenn es um Chorgesang im Kreis Neuwied geht, muss die herausragende Arbeit der zahlreichen Kirchenmusiker und ihrer Kantoreien und Kirchenchöre lobende Erwähnung finden. Über ihren liturgischen und gottesdienstlichen Dienst hinaus sind es gerade die Kirchenchöre, die immer wieder mit großen geistlichen Konzerten, oft unter Mitwirkung von Orchestern, in die Öffentlichkeit treten, mit ausgezeichneter Publikumsresonanz im übrigen. Oft bilden sich auch aus Stammkantoreien für gewisse chorische Großprojekte sogenannte „Projektchöre“, die in einem gewissen Zeitrahmen ein schwieriges Werk einstudieren. Daneben gestalten die Kirchenmusiker im Kreis Neuwied Orgelkonzerte oder Orgel-Konzertreihen an den klangvollen Orgeln unseres Kreises, die entweder von einheimischen Organisten oder bekannten deutschen und ausländischen Organisten gestaltet werden und sich einer treuen Zuhörerschar erfreuen. Die kulturelle musikalische Arbeit in den Kirchengemeinden – eine wichtige und unverzichtbare Facette im kulturellen Leben des Kreises Neuwied.
Voller Anerkennung blicken die Chorsänger, deren Chöre allenthalben unter Nachwuchsmangel leiden, auf die zahlreichen Musikvereine unseres Kreises – hier ist von Nachwuchsmangel meist keine Spur, in vielen Musikvereinen sind die Pulte bereits über die Hälfte mit jungen und ganz jungen Musikerinnen und Musikern besetzt. Und hier wird hervorragende Arbeit geleistet, in der Ausbildung im Instrumentenspiel, im harmonischen Zusammenspiel im Orchester, aber sicher auch in der zwischenmenschlichen und charakterlichen Ausbildung. Rege Konzerttätigkeit zeugt von der soliden Ausbildung und dem „feeling“ für ansprechende Musik. Dem Kreismusikverband sind 23 Musikvereine mit über 1000 aktiven Mitgliedern angeschlossen, (davon 60% unter 25 Jahren!) auch diese stellen sich bei jeder örtlichen Gelegenheit zur Verfügung, wenn es gilt, Gemeindeveranstaltungen oder Jubiläen musikalisch zu umrahmen.
Und wenn die Rede war von der Landesbühne Rheinland-Pfalz als Profitheater im Kreis Neuwied dann müssen die zahlreichen örtlichen Laien-Theatervereine unbedingt erwähnt werden, die in vielen Orten des Kreises aus Freude an der Hobby-Schauspielerei, oft unter Anleitung ehemaliger Schauspieler, aber auch zur Freude der in Massen herbeiströmenden Zuschauer, auf den dörflichen Bühnen agieren, „ausverkauft“, „Zusatzvorstellungen“, das ist hier an der Tagesordnung und zeugt von der Begeisterung der Akteure, wie auch der Zuschauer.