Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
ein schwieriges Jahr liegt hinter uns, und wir befinden uns weiter in einer schwierigen Situation. Die Infektions- und Hospitalisierungszahlen sind hoch. Zwar ebbt die Delta-Welle ab, aber die Omikron-Variante bereitet den Experten und damit auch uns große Sorgen. Die Datenlage ist noch dünn. Wir können hoffen, dass Verläufe milder sein werden, müssen aber ganz klar damit rechnen, dass die erhöhte Ansteckungsrate, die wir in vielen anderen Ländern sehen, das leider mehr als wettmacht. Vor allem die Verantwortlichen der Krankenhäuser im Kreis berichten mir in Gesprächen von einer äußerst angespannten Lage. Die Besorgnis ist dort leider deutlich größer, als sie es noch im vergangenen Jahr war. Die Intensivkapazitäten sind ausgereizt, die hoch engagierten Mitarbeiter im Gesundheitssystem sind enorm belastet und erschöpft. Wir bereiten uns zudem darauf vor, dass es zu Engpässen in der sogenannten kritischen Infrastruktur kommen kann, wenn Mitarbeiter in großer Zahl erkranken und ausfallen. Wir prüfen dort unsere Strukturen und passen sie gegebenenfalls an.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, damit es nicht soweit kommt, möchte ich an Sie alle eindringlich appellieren, eigenverantwortlich zu handeln, die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten und sich auch zu testen, wenn Sie geimpft sind. Ich mache es selbst jeden Tag und es gibt mir ein gutes Gefühl, weil ich mich damit wesentlich sicherer fühle, andere nicht anzustecken und sie damit gefährden würde.
Wichtigstes Mittel im Kampf gegen die Pandemie ist und bleibt aber die Impf- und Boosterkampagne. Selbst wenn eine Infektion mit Omikron damit nicht mehr so sicher verhindert werden kann wie bisher, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie schwer erkranken, deutlich. Mit diesem kleinen Pieks schützen Sie sich selbst und entlasten gleichzeitig unser bereits strapaziertes Gesundheitssystem.
Unser Ziel ist es, im Januar allein in Rheinland-Pfalz weitere 1,5 Millionen Menschen zu impfen. Das ist durchaus realistisch. Denn bei unserer Impfkampagne machen wir erfreulicherweise sehr große Fortschritte, das Tempo ist hoch. Das liegt an der übergroßen, aber vielleicht nicht immer so lauten Mehrheit der vernünftigen impfwilligen Menschen. Es liegt aber auch daran, dass die Impfmöglichkeiten im Kreis Neuwied mittlerweile deutlich vielzähliger und wohnortnaher sind, als sie es noch zu Zeiten eines einzigen, zentralen Impfzentrums in Oberhonnefeld waren. Wir sind dabei noch nicht am Ende. Weitere (Sonder-)Impfaktionen werden folgen. Und für Kinder soll es ab Januar in Zusammenarbeit mit dem Marienhaus-Klinikum ein zusätzliches Angebot geben. Herzlichen Dank für die Bereitschaft und Bemühungen des Klinikums, neben der herausfordernden Arbeit des Klinikbetriebes und den großen Herausforderungen im Intensivbereich.
Nun noch ein paar Worte an die Coronaleugner: Immer häufiger fällt auf, dass Menschen versuchen, mit gefälschten Dokumenten die bestehenden Schutzmaßnahmen zu umgehen. Ich mache Sie daher noch einmal darauf aufmerksam, dass es sich dabei keinesfalls um Kavaliersdelikte handelt. Es sind Straftatbestände, die auch konsequent angezeigt werden. Zudem kann ich nur davor warnen, auf Angebote, die im Internet und in „Sozialen Netzwerken“ kursieren, einzugehen. Diese Fälschungen halten nicht nur einer Überprüfung nicht stand, sondern es werden auch horrende Preise aufgerufen. Sie werden abgezockt.
Ein anderes Thema sind die „Spaziergänge“, mit denen Corona-Leugner den Staat lächerlich machen wollen und die sie auch deshalb „Spaziergänge“ nennen, um keine Demonstration anzumelden, bei der jemand Verantwortung übernehmen müsste - Verantwortung für einen geordneten und friedlichen Verlauf des Zuges. Denn das war leider nicht immer gegeben. Selbst vor Angriffen auf Polizeibeamte und dem Versuch, dabei Kinder als „Schutzschilde“ zu missbrauchen, haben sie teilweise nicht zurückgeschreckt. Das war zwar nicht in Neuwied, aber auch hier haben schon „Spaziergänge“ ohne Abstand und Masken stattgefunden. Wir werden diesen Protest aushalten und uns mit den Mitteln des Rechtsstaates wehren! Wichtig ist aber, dass kein falsches Bild vermittelt wird. Einige wenige Hundert Demonstranten, die sich über das Radikalen-Netzwerk Telegram verabreden, sind keine Massenbewegung. Dass Medien über solche Aufmärsche vergleichsweise breit berichten, ist in unserer Gesellschaft gar nicht anders möglich und auch grundsätzlich gut so. Aber es darf dadurch eben nicht der Eindruck entstehen, dass dort „das Volk“ demonstriert. Es ist eine kleine, dafür aber sehr laute Minderheit.
Dem gegenüber stehe die große Masse, die begriffen hat, dass es sich um ein äußerst gefährliches Virus handelt, und die die beschlossenen Einschränkungen befürworten, nicht selten sogar noch gern verschärft sehen würden. Auch die langen Schlangen vor Impfpraxen zeigen ganz deutlich, wie die überwältigende Mehrheit denkt. Allein bis Jahresende haben sich mehr als 30 Millionen Menschen in Deutschland boostern lassen, im Januar werden noch einmal so viele folgen.
Besonders danken möchte ich der großen Zahl an Menschen, die sich engagieren, dass wir alle möglichst sicher durch diese Krise kommen. Damit meine ich zum Beispiel die zahlreichen Mitarbeiter im Gesundheits- und Rettungswesen, die um jeden kämpfen und nicht selten daran verzweifeln, wenn Menschen schwer erkranken oder gar sterben, obwohl das durch eine Impfung vermeidbar gewesen wäre. Ich meine die vielen Ärzte, die gemeinsam mit ihrem Personal die Ärmel hochgekrempelt haben, um nach Kräften schützende Spritzen zu geben. Und ich meine die Mitarbeiter in den Verwaltungen unserer kommunalen Familie, die helfen, eine Infrastruktur bereitzustellen, mit der Angebote vor Ort gemacht werden können.
Genauso meine ich die vielen Polizisten und Ordnungsamtskollegen, die die Einhaltung der Regeln kontrollieren, die Geschäftsinhaber, die 2G-Nachweise checken, die Arbeitgeber, die Homeoffice ermöglichen und 3G nachhalten und schließlich alle Bürgerinnen und Bürger, die sich einschränken und verzichten, um das Virus nicht weiter zu verbreiten. Viele diskutieren nicht, sondern fassen einfach ehrenamtlich mit an. Dafür bedanke ich mich ganz ausdrücklich!
Diese Pandemie ist eine Herausforderung, wie wir sie alle seit dem Zweiten Weltkrieg nicht erlebt haben. Sie stellt uns täglich neue Aufgaben, die wir bewältigen müssen. Wir alle sind müde und wünschen uns eine Rückkehr zu dem Leben, wie wir es vor Corona kannten. Aber noch haben wir die Pandemie nicht überwunden. Also lassen Sie uns alle zusammenarbeiten. Lassen Sie uns zusammenhalten! Nur gemeinsam sind wir stark!
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich wünsche Ihnen für das Neue Jahr alles Gute. Bleiben Sie zuversichtlich und bleiben Sie gesund. Gemeinsam werden wir es schaffen, die Pandemie zu besiegen.
Ihr
Achim Hallerbach
Landrat