Beim Abschluss der Protestaktion des Kreisbauern- und Winzerverbandes gegen die Sparbeschlüsse zur Abschaffung der Agrardieselbeihilfe und gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung im Allgemeinen hat Landrat Achim Hallerbach ein Bekenntnis für die regionale Landwirtschaft abgegeben. „Wir stehen zu euch. Ihr seid die Bauernopfer für eine verfehlte Agrarpolitik“, rief der Landrat den Demonstranten zu, die mit mehr als 260 Traktoren vor die Kreisverwaltung gekommen waren. Die Veranstaltung selbst lief reibungslos, friedlich und diszipliniert ab.
An der Seite des Kreisvorsitzenden des Bauern- und Winzerverbandes Neuwied, Ulrich Schreiber, des Vorsitzenden des Verbandes Landwirtschaftlicher Fachbildung (VLF) Dominik Ehrenstein, des Vorsitzenden des Kreiswaldbauvereins Uwe Werner sowie dem Bundestagsabgeordneten Erwin Rüddel stellte sich Achim Hallerbach uneingeschränkt hinter die Inhalte der Forderungen der Bauern und Winzer: „Die Landwirtschaft ist ein prägender Faktor für unseren ländlich strukturierten und starken Landkreis. Nun wehren wir uns gemeinsam. Zu Recht!“
Es sei zu kurz gegriffen, den Protest allein auf die Sparbeschlüsse der Bundesregierung zu reduzieren, wies der Landrat auf ein Missverständnis in der öffentlichen Wahrnehmung hin. Vielmehr hätte bereits ein „Wildwuchs an Auflagen, Verordnungen und Einschnitten“, der für die Agrarpolitik kennzeichnend sei, zu einem Wettbewerbsnachteil für die Landwirte geführt. Gleiches gelte für die niedrigen Preise, die Landwirte für ihre Produkte bekämen.
Angesichts der Auswirkungen zunehmender Krisenherde forderte Landrat Hallerbach den Bund auf, sich auf die Ressourcen der eigenen Landwirtschaft zu besinnen. „Wir brauchen in Deutschland wieder eine nationale Lösung für unsere Landwirtschaft“, unterstrich Achim Hallerbach den Stellenwert einer regionalen Landwirtschaft für qualitätsreiche Lebensmittel, kurze Lieferwege und bei der Versorgung angesichts stetig steigender Bevölkerungszahlen.
Vor dem Hintergrund, dass derzeit wichtige Länder wie die Ukraine bei der Lebensmittelproduktion wegbrechen würden, brauche es gerade jetzt mehr Ackerflächen, damit Deutschland die notwendigen Lebensmittel selbst in ausreichender Menge produzieren könne. Es sei ein Verrat an der heimischen Landwirtschaft, wenn die Ampel-Regierung stoisch daran festhalte, weitere wertvolle Flächen für die Lebensmittelproduktion stillzulegen, um sie dann dem Naturschutz zuzuführen und damit die Landwirtschaft zurückbaut.
„Verehrte Ampel-Regierung in Berlin, zeigt Respekt und Wertschätzung für das, was über Jahrzehnte unsere Bäuerinnen und Bauern aufgebaut haben“, appellierte der Landrat und verband seinen Aufruf mit dem Hinweis, dass gerade in der Lebensmittelgewinnung Ökologie und Regionalität untrennbar miteinander verbunden seien. Die maßgebliche Rolle der Landwirtschaft und des Weinbaus bei der Erzeugung regionaler Lebens- und Genussmittel lässt der Landkreis über seine Wirtschaftsförderungsgesellschaft unter anderem in Projekte wie „Naturgenuss-Rhein-Westerwald“ einfließen.
Vor dem Hintergrund, dass der Landkreis eine Mittelgebirgslandschaft mit zum Teil topografisch schwierigen Lagen sei, wies Achim Hallerbach zugleich auf das unverzichtbare Engagement der Landwirte bei der „Pflege und Offenhaltung unserer schönen Landschaften im Rheintal, im Wiedtal und im Westerwald“ hin.
Nur sie seien in der Lage, mit ihren Maschinen und ihrer Viehhaltung für die Pflege und den Erhalt zu sorgen. „Unsere Landwirte sind Naturpfleger im besten Sinne. Insbesondere mit der extensiven Landwirtschaft und den Beweidungskonzepten, werden auch die Retentionsräume für Überschwemmungen offengehalten“, rief Landrat Hallerbach ebenfalls die Hochwasserproblematik in Erinnerung.
Der Protest des Kreisbauern- und Winzerverbandes Neuwied war eingebunden in die bundesweiten Aktionstage unter dem Motto „Es reicht! Zu viel ist zu viel!“. Begonnen hatte der Aktionstag mit einer Schlepperdemo, die mit einer Abschluss-Kundgebung in der Kreisstadt endete.
Mit zahlreichen Traktoren waren die Bauern und
Winzer, unterstützt von Speditionen, vom Treffpunkt an der Kirmeswiese zum
Moltkeplatz gefahren. In Abstimmung mit den Schulbehörden und Busunternehmen hatte
die Kreisverwaltung bereits im Vorfeld auf die zu erwartenden Behinderungen
flächendeckend aufmerksam gemacht.