Wo rohe Kräfte sinnvoll walten: So lässt sich der Einsatz einer Forstmulcherraupe beschreiben, der dieser Tage im Grenzbachtal ganze Arbeit geleistet hat. Ausgerechnet im Naturpark Rhein-Westerwald wurde hier eine Art „Kahlschlag“ betrieben – so würde es der Laie sehen. Vielmehr aber hat der Mulcher einen wertvollen ökologischen Beitrag im Rahmen des dort praktizierten Naturschutzprojekts geliefert. Und ganz nebenbei noch einigen ansonsten sehr zuverlässigen Rindern die Arbeit erleichtert.
Doch der Reihe nach: Die Landkreise Neuwied und Altenkirchen sowie die Verbandsgemeinden Puderbach und Altenkirchen-Flammersfeld arbeiten seit 2004 gemeinsam an der Renaturierung des Grenzbachtals. Seinerzeit wurden entsprechende Landesmittel für die Freistellung des Tales bewilligt. Mithilfe von robusten Rinderrassen wird hier im Grenzgebiet der beiden Landkreise ein landesweit bedeutsamer Ansatz zur Offenhaltung extensiv genutzter Wiesentäler umgesetzt. Mit ca. 43 Hektar umfasst das Beweidungsprojekt deutlich mehr als die Hälfte des gesamten Tals.
Die Landschaft des Grenzbachtals ist einst durch eine extensive landwirtschaftliche Nutzung entstanden. Diese traditionelle Nutzungsform wurde aus wirtschaftlichen Gründen oftmals aufgegeben und durch Aufforstung nicht standortangepasster Baumarten (insbesondere Fichten) ersetzt. Mit dem Projekt wird in der Praxis „Naturschutz durch Nutzung“ betrieben.
„Die Beweidung mit Rindern bestimmt in hohem Maß den naturschutzfachlichen Wert dieser Flächen, insbesondere als Lebensraum für bedrohte und hochangepasste Arten des Grünlands“, erläutert Christian Heidtmann von der Unteren Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung Altenkirchen, die gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus Neuwied das Projekt begleitet. Die Rinder halten das Wiesenbachtal offen, sodass sich die Auenlandschaft eines typischen Mittelgebirgsbachs im Westerwald entwickeln kann. Dafür wurden zu Beginn auf rund 18 Hektar Fichten gefällt.
Nun sind Rinder keine programmierbaren Mähroboter, soll heißen: Manche Flächen wurden weniger „bearbeitet“ als andere. In der Folge etablierten sich dort vermehrt Brombeeren und der Jungwuchs von Gehölzen. Ab einem gewissen Entwicklungsstadium werden diese nicht mehr von den Weidetieren verbissen. Und genau hier kam dann der Forstmulcher ins Spiel: In Abstimmung mit dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz (MKUEM) und den Unteren Naturschutzbehörden finanzierte der Naturpark Rhein-Westerwald e.V. mit rund 10.000 Euro an Landesmitteln die mechanische Offenhaltung.
Dabei ist es eigentlich wesentlich spannender, die tierischen Landschaftspfleger der Rassen „Rotes Höhenvieh“ und „Heckrind“ (Rückzüchtung des Auerochsen) bei der Arbeit zu beobachten. Viele Wanderwege führen in und durch das schöne Grenzbachtal, darunter der „Wied-Wanderweg“ und der „Westerwald-Steig“. Und mit etwas Glück lassen sich für den Wanderer und Naturfreund auch Schwarzstorch oder Eisvogel bei der Nahrungssuche in freier Natur blicken.