Streuobstwiesen sind wertvoller Bestandteil einer artenreichen Kulturlandschaft und liefern gesundes, regionales Obst: Deshalb setzt sich die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Neuwied seit Jahren für ihren Erhalt ein.
Zum Abschluss des Streuobstjahres, das wegen der niedrigen Temperaturen im Frühjahr eine nur unterdurchschnittliche Ernte bescherte, hat der Landkreis nun zusammen mit dem Geschäftsführer der Abtei Rommersdorf-Stiftung, Dr. Reinhard Lahr, wieder zahlreiche Obsthochstämme kostenlos verteilt.
Mehr als 110 Wieseneigentümer und eine Streuobstinitiative aus dem Landkreis griffen gern zu und sicherten sich die rund 500 Bäume. Besonders wertvoll: Verteilt wurden bei dieser zehnten Aktion ihrer Art allein 50 verschiedene alte Apfel-, 15 alte Birnen-, 10 Zwetschen- und Pflaumensorten, 9 Kirschsorten sowie weitere Obstsorten.
Die Verteilaktion fand zum ersten Mal nicht wie sonst üblich in Rommersdorf, der Keimzelle des Obstbaus im Neuwieder Becken, statt, sondern auf einer Streuobstwiese an dem Naturdenkmal „Eiche am Zoo“. Akustisch war Rommersdorf allerdings präsent, hörte man doch um 11:45 Uhr die Glocken der Abteikirche.
Auch wegen des großen logistischen Aufwands hatte Dr. Lahr um eine Spende zum Erhalt der Abtei gebeten; immerhin wurde in der ehemaligen Prämonstratenserabtei um 1780 der „Mautapfel“ als Mutante des „Rheinische Bohnapfels“ gefunden und ausgebaut.
Diesen schätzten bereits die französischen Revolutionssoldaten zwischen 1793 und 1798 und nannten ihn den „Guten“, also „la bonne pomme“. Hieraus machten die Preußen den „Bohnapfel“.
Landrat Achim Hallerbach, 1. Kreisbeigeordneter Michael Mahlert und Referatsleiterin Ina Heidelbach sprachen von einer großen logistischen Leistung und dankten der Abtei Rommersdorf-Stiftung, in Person von Reinhard Lahr und dem 1. Vorsitzenden der Stiftung Dr. Hermann Josef Richard sowie von Viktor Baum, Wolfgang Hartmann, Reimund Stockhausen und Ulli Theis von der AR-Stiftung für ihre Unterstützung beim Sortieren, dem Heimbach-Weiser Baumwart Tobias Sauerborn für den Transfer der Bäume aus Mülheim-Kärlich und Baumschulist Thomas Schneider von der Baumschule Fischer für die gute Bestückung und das Aufpfropfen von Edelreisern alter heimischer Sorten per Geißfuß auf stark wachsende Unterlagen, womit er bereits 2014 begonnen hatte.
„Ohne die ehrenamtliche Hilfe könnte der Kreis nicht so viele Maßnahmen im Streuobstbereich durchführen“, lobte der Landrat das Engagement ausdrücklich. Von der Naturschutzbehörde des Kreises waren Johanna Brosch, Anne-Katrin Ebelhäuser, Helena Hasbach, Börries Schlimbach und Michael Vogel aktiv.
Bei Apfelrauscher und Apfelsaft, einer pikanten Möhren-Ingwer-Orangensuppe und Pizza aus Pasquales Orangerie sowie dem ein oder anderen Calvados oder Apfel-Rauscher tauschten sich die zahlreichen Gäste bei Nieselregen unter dem riesigen Blätterdach der alten Eiche aus.
Wieder einmal bereicherten sich Natur- und Denkmalschutz gegenseitig, sodass die Abnehmer auch diesmal wieder für den Erhalt des Kulturdenkmals und Kleinods Rommersdorf spendeten.