Kreis Neuwied / Linz. Die Zahl der niedergelassenen Ärzte wird in den kommenden Jahren sinken, die medizinische Versorgung wird sich verändern - vor allem auf dem Land. In einem Digitalprojekt hat sich der Kreis Neuwied deshalb gemeinsam mit der „Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck“ (DMGD) aufgemacht, nach neuen Wegen zu suchen, wie Arztpraxen durch digitale Unterstützung entlastet werden können. Nachdem vor wenigen Wochen in Oberhonnefeld-Gierend die Ergebnisse einer Umfrage im Kreis Neuwied vorgestellt worden waren, kamen nun Experten und Ärzte in Linz zusammen, um über Konzepte zur Sicherstellung der zukünftigen gesundheitlichen Versorgung zu diskutieren. Übrigens: Um ihnen die Teilnahme zu vereinfachen, hatten die Organisatoren den Medizinern auch die Möglichkeit angeboten, sich per Livestream zuzuschalten. Sie wurde genutzt.
Als geschäftsführender Leiter der DMGD machte Dr. Olaf Gaus zunächst noch einmal deutlich, wie akut die Herausforderungen sind. „Trotz des Rückgangs an Ressourcen haben wir ein teurer werdendes Gesundheitssystem“, stellte er fest und gab im Anschluss Einblick in zwei abgeschlossene Fachstudien seiner Modellregion: „DigiDocs“ und „DataHealth“. Die im Kreis Neuwied durchgeführte Bedarfsanalyse hat für ihn ergeben, dass langfristig „Digitale Praxen“ aufgebaut werden sollten, bei denen die Erkenntnisse aus diesen beiden Studien – also Präsenz- und Telemedizin-Sprechstunden plus Vitaldatenmonitoring - aufgegriffen und kombiniert werden sollten. Mit den persönlichen Daten werde dabei sehr sorgsam umgegangen, versicherte er.
In der anschließenden Diskussionsrunde appellierte Prof. Dr. Markus Bleckwenn, Facharzt für Innere Medizin und Allgemeinmedizin in Linz, „dass wir in fünf Jahren ein tragfähiges Konzept haben müssen, weil wir sonst nicht zu den Regionen gehören, die gewinnen“. Er betont, dass Maßnahmen wirkliche Entlastung bringen müssen und nicht nur Mehraufwand. Zuspruch bekam er aus der Neuwieder Praxis Pietrasik-Löffler: „Jemand muss dafür sorgen, dass die Digitalisierung läuft. Ärzte haben dafür keine Zeit“, so der Hinweis. Dr. Olaf Gaus entgegnete, dass das oberste Ziel der ‚Datenmedizin’ eben die Entlastung der Praxen sei. In Abstimmung mit den Ärzten und den beteiligten Kommunen müssten dringend nutzbringende Schritte erarbeitet werden, die diese zeitnah und individuell angepasst umsetzen können.
Frank Becker zeigte sich als Bürgermeister der VG Linz, nicht nur interessiert, sondern auch zuversichtlich in Sachen finanzieller Unterstützung. Die Veranstaltung selbst lobte er. „Vor dem Tun steht das Wollen. Wir sind jetzt einen Schritt weitergekommen. Es ist eine Richtung zu erkennen“, stellte er zufrieden fest.
Für Landrat Achim Hallerbach hat die gesundheitliche Versorgung im Landkreis Priorität. „Wir brauchen eine Allianz der Willigen, die vorangeht und die Gesundheitsversorgung von morgen entwickelt. Daher freue ich mich besonders, dass uns der Schulterschluss von Verbandsgemeinde, Stadt und Landkreis gelungen ist“, kommentierte er im Nachgang.
Im Herbst findet ein Folgetreffen statt. Ziel ist die weitere Entwicklung eines Konzeptes. Alle Ärzte aus dem Landkreis sind herzlich dazu eingeladen.