Dass ein gut aufgestellter Katastrophenschutz essenziell ist, steht in Deutschland, insbesondere nach den Erfahrungen an der Ahr, außer Frage. Immer häufiger treten unvorhersehbare und schwere Unwetter mit Starkregen auf. Auf der anderen Seite nehmen lange Trockenperioden und Stürme zu. Gefahren, für die man sich wappnen muss.
Vor diesem Hintergrund hat der Landkreis Neuwied zusammen mit den Wehrleitern der Stadt Neuwied und der Verbandsgemeinden bereits 2018 erste Überlegungen angestellt. Landrat Achim Hallerbach gab nun bekannt, dass Kreis und Stadt Neuwied gemeinsam mit den Verbandsgemeinden ein Transport- und Logistikkonzept auf den Weg gebracht haben: „Auch, wenn wir im Katastrophenschutz vergleichsweise gut aufgestellt sind, haben wir Verbesserungsbedarf festgestellt. Mit der neuen Kooperation der Feuerwehren stärken wir unsere Handlungsfähigkeit in Katastrophenlagen und können sicherstellen, dass verschiedenste Transport- und Logistikaufgaben jederzeit – auch unter schwierigen Bedingungen – möglich sind“, macht er deutlich.
Neuwieds Oberbürgermeister Jan Einig begrüßt ausdrücklich, dass diese Kooperation vereinbart wurde. "Gerade die schrecklichen Katastrophen der jüngeren Vergangenheit haben uns vor Augen geführt, welche Bedeutung eine schlagkräftige Logistik und die erforderlichen Materialien und Gerätschaften im Interesse der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger haben. Der Schritt stellt eine weitere Stärkung unseres Katastrophenschutzes dar und ich danke allen, die an dem Konzept mitgewirkt haben."
Der Kreis Neuwied hat in den vergangenen Jahren die Führungsstrukturen im Katastrophenschutz neu aufgebaut und ausgestattet. Daraufhin wurden mögliche Krisenlagen innerhalb und außerhalb des Landkreises analysiert. Hier zeigte sich, dass Kapazitäten für den Transport spezieller Ausrüstung und Materialien nur begrenzt zur Verfügung stehen. Darüber hinaus fehlt ein geeignetes Lager, um die entsprechende Ausstattung aufzubewahren. Die allgemeine Technik der Feuerwehren im Kreis ist für den Katastrophenschutz unter schwierigen Bedingungen nur bedingt einsetzbar. Die neue Kooperationsvereinbarung soll das nun ändern.
Schwerpunkte des Konzepts sind die Errichtung eines Logistikzentrums und die Beschaffung von Wechselladerfahrzeugen einschließlich der dafür benötigten Abrollbehälter. Wechselladerfahrzeuge haben gegenüber den vorhandenen Fahrzeugen den Vorteil, dass große Lasten transportiert werden können. Die dazugehörigen Abrollbehälter dienen der Feuerwehr zum Transport der feuerwehrtechnischen Einsatzmittel. Dank dieser voll ausgerüsteten Behälter für verschiedenste Einsatzzwecke ist ein Wechselladerfahrzeug in nur wenigen Minuten einsatzbereit. Außerdem lässt sich dank dieses Konzeptes mit wenigen Fahrzeugen ein großes Einsatzfeld abdecken. Je nach Szenario wird einfach der entsprechende Abrollbehälter auf das Fahrzeug geladen.
„Durch den Einsatz von Wechselladerfahrzeugen mit Abrollbehältern lässt sich ein äußerst flexibles Logistikkonzept aufbauen, das auch in der Zukunft schnell und kostengünstig an weitere Aufgaben angepasst werden kann“, erklärt Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Holger Kurz. Auch Kai Jost, Wehrleiter der Stadt Neuwied begrüßt die neue Kooperationsvereinbarung: „Dies bietet nicht nur für den Landkreis viele Vorteile, sondern auch für die Stadt Neuwied in der täglichen Gefahrenabwehr. Denn als größte kreisangehörige Stadt in Rheinland-Pfalz gibt es hier ein entsprechendes Gefahrenpotenzial.“
Die Kooperationsvereinbarung sieht vor, dass die Stadt das System personell mit hauptamtlichen Kräften betreut. Ergänzend dazu wird es eine gemeinsame Logistikeinheit mit ehrenamtlichen Einsatzkräften aus der Stadt Neuwied und den umliegenden Verbandsgemeinden geben.
Der Auftrag für die Beschaffung von zwei baugleichen Wechselladerfahrzeugen ist bereits vergeben worden. Ein Fahrzeug wird durch die Stadt Neuwied beschafft und an der Feuerwache in der Rheinstraße stationiert, das zweite Fahrzeug vom Kreis angeschafft und im Logistikzentrum untergebracht. Nach derzeitigem Stand sollen die Fahrzeuge im ersten Quartal 2024 geliefert werden. Die ersten Abrollbehälter sowie Sandsäcke, Sonderlöschmittel und Mulde werden im Laufe des kommenden Jahres beschafft. Außerdem sollen weitere Abrollbehälter mit einem Kran, einem Wassertank sowie zum Aufenthalt und zur Betreuung von Menschen beschafft werden.
Das neue Logistikzentrum ist als zentrales Katastrophenschutzlager im Kreis Neuwied seit Anfang des Jahres im Betrieb und wird derzeit weiter ausgebaut. Notwendige Ausrüstungen, Einsatzmittel und Verbrauchsmaterialien werden dort gelagert. Die Bandbreite der Ausrüstung reicht von Sandsäcken, Materialien zur Unterbringung und Betreuung von Personen bis hin zur Ausrüstung zur Tierseuchenbekämpfung sowie Dekontamination. In den nächsten Jahren ist die Beschaffung eines geländegängigen Teleskopstaplers, geländegängiger Transportfahrzeuge und eines zusätzlichen Erkundungsfahrzeugs vorgesehen.