91 Prozent der befragten Bürger im Kreis Neuwied können sich grundsätzlich digitale Anwendungen und Unterstützungsangebote im Gesundheitsbereich vorstellen. Das ist das erste Ergebnis einer breit angelegten Befragung im Rahmen des Pilotprojekts „MeineGesundheit – Digital.Nah.Neuwied“, das Landrat Achim Hallerbach jetzt vorstellte. Insgesamt haben sich 3.444 Bürger aus dem Kreis Neuwied an der von Wissenschaftlern der „Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck“ (DMGD) der Universität Siegen entwickelten Bürgerbefragung beteiligt. Hinzu kamen 31 Experten-Interviews.
„Die ausführlichen Ergebnisse werden wir im Frühjahr vorstellen können. Aber schon die ersten Trends bestätigen, dass wir offenbar richtig damit liegen, dass wir uns frühzeitig mit der Zukunft der ärztlichen Versorgung auseinandersetzen und nach Möglichkeiten suchen, wie wir das System unterstützen können“, sagt Landrat Achim Hallerbach – wohl wissend, dass die übergroße Mehrheit der Menschen seine Befürchtung teilt, dass sich „die gesundheitliche Versorgung vor Ort in Zukunft verschlechtern wird“. 89 Prozent hatten dieser Aussage in der Befragung zugestimmt, nur 4 Prozent sahen es explizit anders. „Deshalb müssen wir etwas tun und uns mit neuen Wegen beschäftigen. Aber es ist natürlich unerlässlich, dass wir die Menschen dabei mitnehmen und vorher abklopfen, was sie sich vorstellen können, und was sie bereit sind mitzumachen“, hält er fest.
Nach den ersten Umfrage-Trends ist den Bürgern ein besseres Informationsangebot sowie eine vereinfachte Kommunikation wichtig. Darüber hinaus akzeptiert eine Mehrheit der Befragten nicht nur Online-Rezeptbestellungen und Online-Terminvergaben, sondern auch die selbstständige Messung von Vitalwerten sowie ihre Übertragung an die Hausarztpraxis, berichtet Franziska Beckmann als Projektleiterin im Neuwieder Kreishaus. Bedenken würden in Sachen Datenschutz geäußert. Es gebe aber auch Befürchtungen, dass die Arzt-Patienten-Beziehung leidet. „Das nehmen wir natürlich ernst“, betont Landrat Achim Hallerbach und verweist auf den wissenschaftlichen Projektleiter, Dr. Olaf Gaus, Universität Siegen, in Hinblick auf die Erfahrungen der Akzeptanzforschung innerhalb der DMGD: „Es steht außer Frage, dass eine digitale Unterstützung im Gesundheitswesen auch der Unterstützung derjenigen bedarf, die Digitalisierungsprozesse aus eigener Kraft nicht selbst steuern können. Ein Netzwerk ausgebildeter Helferinnen und Helfer könnte solche Prozesse ermöglichen.“ Dass die Bürger des Landkreises grundsätzlich offen für digitale Lösungen sind, lässt den Landkreis zuversichtlich auf die digitale Gestaltung von Gesundheitsangeboten in der Region blicken.