Der Wolf ist auch nur ein fauler Hund. Statt Reh oder Hirsch
hinterher zu hetzen, bedient er sich auch gern am „Büfett“ einer
Weidetierkoppel. Fast 4.000 Nutztierrisse sind im Jahr 2020 in Deutschland
nachgewiesen worden. Das bringt heimische Landwirte in Existenznot. Bei der
äußerst gut besuchten „LANDreisen“-Veranstaltung zum Thema „Wolf bleibt Wolf“
in Neustadt/Wied stellte sich Landrat Achim Hallerbach daher ganz klar an die
Seite der Landwirte und Weidetierhalter.
„Dass unsere Landschaften am Rhein, im Wiedtal und im Westerwald so schön aussehen, wie sie aussehen, ist Verdienst unserer Landwirte und der Weidetierhalter. Ohne unsere Landwirte hätten wir Unordnung und hier bald Urwald“, sagte er und machte deutlich, dass er sich „entschieden dafür einsetzt“, dass der Wolf unter Beobachtung bleiben und auch gehandelt werden muss. „Wenn die Gesellschaft den Wolf will, dann muss sie auch für den Herdenschutz und die Entschädigung aufkommen! Und Wölfe, die Probleme bereiten, müssen entnommen werden dürfen. Es kann nicht das Ergebnis der Landespolitik sein, dass sich die Weidetierhalter zurückdrängen lassen“, unterstrich er. „Unsere Landwirtschaft bildet die Urproduktion für die Ernährung der Bevölkerung. Und diese muss erhalten bleiben und geschützt werden,“ appellierte Landrat Hallerbach.
In der von der Neuwieder Kreisverwaltung und dem „Verband Landwirtschaftlicher Fachbildung“ (VLF) gemeinsam organisierten Veranstaltung warb Gregor Beyer als Gastreferent für ein aktives Wolfsmanagement. Der gebürtige Bad Kreuznacher ist seit vielen Jahren in Brandenburg heimisch und als „Amtsleiter für Landwirtschaft und Umwelt“ im Landkreis Märkisch-Oderland mit einer bereits deutlich größeren Population der Raubtiere konfrontiert.
In seinem Vortrag räumte er zunächst mit einigen „Märchen“ auf. So stellte er klar, dass der Wolf weder in Deutschland ausgerottet war, noch eine gefährdete Art ist. Vielmehr entwickele sich der Bestand exponentiell. Bis zu einer natürlichen Regulierung werde die Zahl einer Simulation zufolge bis 2029 von fast 3.000 auf circa 25.000 Tiere ansteigen. Deshalb müsse dringend der „akzeptable“ Wolfsbestand definiert und die Population entsprechend „gemanagt“ werden, forderte er. Für Brandenburg sprach er von einem Akzeptanzbestand von 510 Wölfe und machte gleichzeitig deutlich, dass die Zahl im dichter besiedelten Rheinland-Pfalz mit seiner kleinstrukturierten Landwirtschaft deutlich geringer liegen müsse.
Das sahen auch die zahlreichen Zuhörer in der anschließenden Diskussion so, bei der viele Weidetierhalter ihre Sorgen über die Zunahme der Bestände ausdrückten. Der VLF-Vorsitzende Dominik Ehrenstein forderte die Politik deshalb zum Handeln auf. „In Brüssel, Berlin und Mainz werden im Überfluss Auflagen für die Landwirtschaft produziert, aber es wird keine auch nur im Ansatz reichende Unterstützung für die Weidetierhalter zur Verfügung gestellt“, sagte er und machte deutlich, dass die Konsequenz dieses Handelns nichts weniger als das Aussterben der heimischen Landwirtschaft ist. „Dessen ist sich die Politik offenbar nicht bewusst“, befürchtete er.
Veranstaltungsreihe „LANDreisen“
Die Veranstaltungsreihe LANDreisen ist 2015 vom damaligen Ersten Kreisbeigeordneten und heutigen Landrat Achim Hallerbach ins Leben gerufen worden. Beginnend mit der „Schlacht um die Scholle“ sind in Vortragsveranstaltungen vielfältige landwirtschaftliche Themen für die Zielgruppen „Landwirte“, „Kommunale Entscheider“ und „Landwirtschaftliche Fachbehörden“ behandelt worden: vom Erbrecht über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft und dem sicheren Umgang mit Rindern bis hin zu Direktvermarktung und Finanzierung von Investitionen.