61 ehrenamtliche Ortbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeister
gibt es im Kreis Neuwied. Sie vertreten ihre Gemeinden nach außen, sind aber
vor allem Ansprechpartner für ihre Bürger. Um auch „heiße“ und komplexe Fragen
kompetent beantworten zu können, benötigen sie Informationen aus erster Hand.
Landrat Achim Hallerbach lädt alle 61 deshalb an zwei Terminen im Jahr zu einem
„Informations-Rundumschlag“ in den Außerschulischen Lernort in Linkenbach ein.
Dabei haben die Ortschefinnen und –chefs gleichzeitig die Gelegenheit, die Abteilungsleiter der Kreisverwaltung kennenzulernen. Kürzlich fand die dritte Doppel-Auflage dieser Besprechung statt – und sie war erneut äußerst gut besucht. Mit wenigen – entschuldigten – Ausnahmen nahmen alle Amtsträger an einem der beiden Termine teil.
Auf der Tagesordnung standen acht Themenkomplexe:
- Zu
kommunalen Klimaschutzaktivitäten informierte Klimaschutzmanagerin Janine
Sieben. Auf dem „Masterplan“ steht vor allem der Ausbau von Fotovoltaik, aber
genauso das Thema „Energiesparen in eigenen Liegenschaften“. Sie machten außerdem
darauf aufmerksam, dass in Neubaugebieten eine Versorgung durch „kalte
Nahwärme“ eine gute Alternative sein kann.
- Brand-
und Katastrophenschutzinspekteur (BKI) Holger Kurz sprach über die
Krisenvorsorge des Kreises mit Blick auf eine mögliche Gasmangellage. Er
betonte, dass die Gemeinden hier auch in der Eigenverantwortung sind. Die
Ortsbürgermeister müssen ihre Bevölkerung aufklären und die
Selbsthilfefähigkeit fördern. „Wir tun, was wir können. Aber bei großflächigen
und länger anhaltenden Problemen werden wir es allein nicht schaffen“, machte
der Katastrophenschützer deutlich.
- Spätestens
seit der verheerenden Flut an der Ahr ist das Thema Hochwasservorsorge wieder
viel stärker in den Fokus gerückt. Gemeinsam mit BKI Holger Kurz referierte
„Umwelt, Natur und Energie“-Referatsleiterin Ina Heidelbach über die aktuellen
Anstrengungen zur Verbesserung der Sicherheit.
Dabei ging es unter anderem um die Möglichkeiten der Ufersicherung und den
Umgang mit angeschwemmtem Totholz.
- Ordnungsamts-Abteilungsleiter
Frank Laupichler gab einen Ausblick auf den Corona-Herbst und –Winter. Er
teilte mit, dass es – so keine neue, gefährlichere Virusvariante auftritt –
aller Voraussicht nach keine weitgehenden Beschränkungen geben wird.
Martinszüge, Weihnachtsmärkte und Sessionsauftakte können also wohl
stattfinden.
- Der
Leiter der Abteilung Immobilien und Schulen, Rüdiger David, informierte
darüber, dass der Landkreis Neuwied in jedem Jahr ca. 5 Mio. Euro in die
Unterhaltung seines rund 316 Kilometer langen Kreisstraßennetzes investiert. Immer
stärker in den Fokus der Sanierung gelangen die 61 „Bauwerke“ – vor allem Brücken - im Landkreis.
- Thema Kitas: Jugendamtsleiter Jürgen
Ulrich informierte, dass es bezüglich der Kostenaufteilung zwischen freien
Trägern und Gemeinden derzeit nur eine Übergangslösung gibt, deren Fortführung
über das laufende Jahr hinaus die freien Träger abgelehnt haben. Das Land sei
gefragt, offene Fragen – zum Beispiel nach der „angemessenen Eigenleistung“,
nach den „notwendigen Betriebskosten“ – zu beantworten. Nicht auszuschließen
sei es, dass es zu weiteren Übernahmen kirchlicher Kitas durch Kommunen kommen
muss.
- Nachdem das
Verfassungsgericht dem Land zweimal bescheinigt hat, die Kommunen finanziell zu
schlecht auszustatten, hat es mit der Novellierung des
Landesfinanzausgleichsgesetzes begonnen. Kreis-Kämmerer Florian Hoffstadt
berichtete, dass der Kreis Neuwied durch die geplante Umverteilung innerhalb
der kommunalen Familie vermutlich profitieren wird. Gleichzeitig ist zu
erwarten, dass das Land die Nivellierungsätze für Grund- und Gewerbesteuer anhebt.
Landrat Achim Hallerbach machte deutlich, dass die Hoffnung, dass nach der
Neuregelung Spielraum für eine Absenkung der Kreisumlage vorhanden ist, kaum
erfüllt werden
kann. - Der Altersschnitt der niedergelassenen Ärzte ist hoch, Praxisschließungen sind zu erwarten. Daher sucht die Kreisverwaltung nach Möglichkeiten der digitalen Unterstützung. Im Rahmen des Projekts „Meine Gesundheit. Digital.Nah.Neuwied“ wird gemeinsam mit der Uni Siegen abgeklopft, welche neuen Wege – von der Informations-Plattform bis zur virtuellen Sprechstunde – konkret infrage kommen können. Projektleiterin Franziska Beckmann berichtete, dass aktuell eine breit angelegte Bürgerbefragung läuft.