Der Kreis Neuwied ist Zuzugsgebiet. Die Stadt Neuwied hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, auf 70.000 Einwohner zu wachsen, gerade die Verbandsgemeinden im Norden werden immer mehr zum „Speckgürtel“ der Metropolregion Köln/Bonn. Junge Familien suchen in Scharen nach Grundstücken, Häusern oder Wohnungen Kreis Neuwied, weshalb die politisch Verantwortlichen schon seit Jahren viel Energie – und finanzielle Mittel – in den Ausbau von Kindergartenplätzen stecken (müssen).
Dieser Trend hält schon seit einiger Zeit an. Doch bleibt es auch so? Das Statistische Landesamt glaubt das nicht, rechnet vielmehr für den Kreis Neuwied mit einem Bevölkerungsrückgang von annähernd 5 Prozent in den nächsten 20 Jahren. Landrat Achim Hallerbach nahm das zum Anlass, gemeinsam mit dem Kreisvorstand den Ausschuss „Landkreis 2030“ zu einem intensiven Demografie-Workshop einzuladen.
„Wir müssen langfristig denken, damit wir frühzeitig Maßnahmen einleiten, mit denen wir gegensteuern und abfedern können“, betonte er und machte deutlich, dass das Hauptproblem zunächst wohl nicht ein Rückgang der Gesamtbevölkerungszahlen sein wird, sondern die zu befürchtende Überalterung der Gesellschaft. „Die Zahl der 20- bis 65-Jährigen wird dramatisch sinken – je nach Region zwischen 5 und 25 Prozent“, berichtete der Landrat von den Prognosen der Statistiker.
Und das hat Auswirkungen – auf die jetzt schon über Fachkräftemangel stöhnenden Unternehmen, aber auch auf das gesellschaftliche Leben in den einzelnen Orten. Workshop-Moderatorin Karola Kellner, Senior-Beraterin der S&N Kommunalberatung aus Köln, machte die drohenden Konsequenzen eines „einfach so laufen lassen“ mithilfe eins Planspiels auf Grundlage der realen Situation in zwei baden-württembergischen Orten anschaulich. Überlebt der Schützenverein? Der Chor? Finden Handwerksbetriebe noch Azubis? Die politischen Parteien Nachwuchs? Solche Probleme, die sich teilweise bereits andeuten, werden sich deutlich verschärfen, wenn nicht gegengesteuert wird. Wie das gemacht werden kann, darüber diskutierten die Ausschussmitglieder und Verwaltungsmitarbeiter intensiv in Arbeitsgruppen.
Dabei kamen zwar noch keine fertigen Lösungen, aber viele Ideen zusammen, weshalb Landrat Achim Hallerbach am Ende auch unterstrich, dass er den Demografie-Workshop keinesfalls als abgeschlossene Einzelveranstaltung ansieht, sondern vielmehr als Impuls und Startschuss, weiter intensiv am Thema zu arbeiten. „Wir waren gerade in den vergangenen Monaten oft von Krisen getrieben. Wir wollen und müssen aber agieren und nicht nur reagieren. Deshalb machen wir uns frühzeitig Gedanken und beschäftigen uns mit der Zukunft“, machte er deutlich und dankte der Moderatorin für die „vielen neuen Blickwinkel“.
Die wiederum zeigte sich für den Kreis Neuwied doch durchaus
zuversichtlich. Nach den Diskussionen habe sie den Eindruck, dass die politisch
Verantwortlichen „schon gut unterwegs“ seien. „Sie haben einen Vorsprung
gegenüber anderen Kommunen“, hielt sie fest.