Seit rund einem halben Jahr ist Katrin Eder Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität in Rheinland-Pfalz. Als solche führte sie jetzt erstmals der Weg nach Neuwied, wo Landrat Achim Hallerbach sie im Kreishaus empfing. Es entstand ein konstruktiver Austausch, bei dem Hallerbach vor allem die Bedeutung der Schienen-Anbindung des Kreises an Köln und Bonn betonte. „Wir müssen die Schiene attraktiv machen. Und dafür brauchen wir im Kreis Neuwied gute Anbindungen an Bonn, Köln und den Flughafen“, betonte er.
Thorsten Müller erläuterte als Verbandsdirektor des Schienen-Personen-Nahverkehrs (SPNV) Nord, dass vor allem die laufenden Arbeiten zum Ausbau der S13 in Bonn die Gefahr bergen, dass der Kreis Neuwied „abgehängt“ wird und es künftig keine direkte Anbindung an den Flughafen mehr gibt. „Leider vergessen sie uns Rheinland-Pfälzer manchmal in NRW“, sagte Müller und bat die Ministerin gemeinsam mit Hallerbach darum, sich dafür einzusetzen, dass die neue Straßenbahn über Bonn-Oberkassel hinaus bis mindestens nach Linz ausgebaut wird.
Einen Überblick über den Ausbau der Erneuerbaren Energien gab Janine Sieben. Die Architektin ist seit April als festangestellte Klimaschutzmanagerin des Kreises aktiv ist. Auf dem Weg zum erklärten Ziel des „Null-Emissions-Landkreises“ setzt sie vor allem auf den Ausbau der Fotovoltaik. So sollen zunächst die eigenen Liegenschaften des Kreises – Verwaltungsgebäude, Schulen und Abfallwirtschaft –ausgestattet werden. Um private Initiativen zu fördern, will sie in Kürze das Projekt „Solarbotschafter“ ins Leben rufen, bei dem Bürger ihre Erfahrungen mit anderen Bürgern teilen. Auf dem Masterplan 2022-24 stehen aber auch Themen E-Fuels und Holzhackschnitzelheizungen sowie Holzhackschnitzelherstellung aus Grünschnitt der Region.
Praktischen Anschauungsunterricht gab es für die Ministerin an der Trafostation der Stadtwerke (SWN), wo Bereichsleiter Siegesmund Kunke das für eine Stadt von der Größe Neuwieds sehr vorbildliche E-Sharing-Angebot seines Hauses vorstellte, mit dem der Ausbau der Ladeinfrastruktur in der Stadt einhergeht. Elektro-Autos, E-Roller und vor allem die E-Lasten-Räder kamen bei Katrin Eder gut an, wenngleich sie sich erschüttert zeigte, als Kunke vom teils beträchtlichen Ausmaß des Vandalismus an den Fahrzeugen berichtete. „Der Verkehrsbereich ist für rund 25 Prozent des CO2-Austoßes in Rheinland-Pfalz verantwortlich und der einzige Sektor, der in den letzten Jahren seine Emissionen nicht reduziert hat. Es zählt also jeder Kilometer, der nicht mit einem mit fossilen Kraftstoffen betriebenen Fahrzeug zurückgelegt wird. Werden Fahrzeuge von mehreren Menschen genutzt, hilft das zusätzlich, Ressourcen zu sparen und das Klima zu schützen. Sharing-Modelle sind dadurch auch eine wertvolle Ergänzung zum ÖPNV“, so Eder.
Ein weiteres „Leuchtturm“-Projekt ist das faltbare Solardach,
das die Neuwieder Servicebetriebe (SBN) über der Kläranlage I errichten. Ein
solches Exemplar gibt es bislang weltweit nur einmal in der Schweiz. Wie
Bereichsleiter Marco Madzgalla erläuterte, verbraucht das Klärwerk rund 2,8
Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. 22,5 Prozent davon werden durch ein
Blockheizkraftwerk selbst produziert. Mit dem Solarfaltdach soll dieser Anteil
um weitere 9 Prozent erhöhe werden. Ein Vorhaben, das die Landesregierung wegen
der erhofften Strahlkraft des Projektes in die gesamte Region gern fördert:
Ministerin Katrin Eber übergab SWN-/SBN-Geschäftsführer Stefan Herschbach und
Oberbürgermeister Jan Einig einen Scheck über 425.000 Euro. „Das
faltbare Solardach über den Klärbecken ist dabei eine ideale Lösung, um bereits
vorhandene Flächen zusätzlich zur klimafreundlichen Stromerzeugung zu nutzen.
So werden Flächenkonflikte vermieden und das Klima geschützt“, sagt
Klimaschutzministerin Katrin Eder.