Die deutschen Gasspeicher haben sich in den vergangenen Tagen und Wochen besser gefüllt als zuvor befürchtet. Das ist ein Grund für Zuversicht, aber keiner, um die Situation nun auf die leichte Schulter zu nehmen. Nicht nur sind die Energiepreise explodiert, auch die Kuh „Gasmangellage“ ist noch lange nicht vom Eis. Kommende Engpässe können weiterhin nicht ausgeschlossen werden. Die Neuwieder Kreisverwaltung will sich daher auf alle Eventualitäten vorbereiten und treibt ihre Krisenvorsorgebemühungen weiter voran. Kürzlich trafen sich erneut sämtliche Abteilungsleiter mit der vor wenigen Wochen neu eingerichteten Koordinierungsgruppe „Stab“ für ein Update. „Selbst, wenn wir all das in diesem Winter, wie ich hoffe, nicht brauchen, ist es keinesfalls Arbeit für den Papierkorb“, machte Landrat Achim Hallerbach dabei noch einmal deutlich und stimmte mit Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Holger Kurz überein, dass es leider nicht nur im kommenden Winter, sondern auch noch im nächsten zu einer Gasmangellage kommen kann. „Außerdem können uns all die Daten, die wir derzeit zusammentragen, in anderen Notlagen sehr wertvolle Dienste leisten“, hielt Katastrophenschützer Kurz fest.
Konkret geht es zum einen um einen Überblick über die Nachrichtenlage, vor allem aber um eine Erfassung des „Ist-Zustandes“ vor Ort: Wie werden die 55 Feuerwehrgerätehäuser im Kreis Neuwied versorgt? Wo gibt es Notstromversorgungsmöglichkeiten, wo Noteinspeisepunkte? Welche Klinik ist von Gas abhängig, wie erfolgt dort die Notstromversorgung? Wie funktioniert die Abfallwirtschaft im Fall einer Gasmangellage? Welche Tankstelle läuft dann noch weiter? Zu solchen Fragen werden Informationen eingeholt, die die Koordinierungsgruppe „Stab“ bündelt. Die Zielgruppe ist dabei weit größer als die der genannten Beispiele. Sie erstreckt sich auf alle Zuständigkeitsbereiche der Kreisverwaltung – bis hin zur Finanzabteilung, die die haushaltsrechtlichen Rahmenbedingungen für Reaktionen auf eine mögliche Mangellage frühzeitig abklärt. Parallel werden mit dem Einholen der Informationen auch die privaten Betreiber sensibilisiert, dass sie selbst Vorsorge treffen müssen. „Manche denken leider noch, dass sie sich zurücklehnen können, weil wir das alles für sie übernehmen. In einem Krisenfall, der nicht nur punktuell auftritt, sondern großflächig, ist das aber leider nicht möglich“, machte Landrat Achim Hallerbach deutlich.
Hinzugezogen zu den regelmäßigen Sitzungen der Kreisverwaltungsspitze werden außerdem Vertreter der Energieversorger, des Technischen Hilfswerks, der Bundeswehr und der Polizei, die gemeinsam Handlungsoptionen für die verschiedenen Szenarien ausarbeiten. Im Weiteren werden die Ergebnisse mit der Stadt und den Verbandsgemeinden abgestimmt.
Bildunterschrift: Bereiten sich für den Fall einer Gasmangellage auf alle Eventualitäten vor: (von links) BKI Holger Kurz, Volker Lemgen (Referat Brand- und Katastrophenschutz), Landrat Achim Hallerbach, Stadtwerke-Prokurist Thomas Endres, Andreas Schmidt (Referat Brand- und Katastrophenschutz) sowie Mario Becker (Stellv. Abteilungsleiter Ordnungsamt). Das Foto entstand am Rande der Sitzung aller Abteilungsleiter.