Der verheerende russische Angriffskrieg hat bereits Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer aus ihrer Heimat vertrieben. Viele halten sich in grenznahen Regionen im benachbarten Polen auf, viele sind aber auch schon nach Deutschland geflohen. „Bis Mitte April sind 1894 Schutzsuchende in den Kreis Neuwied gekommen“, berichtete Stefan Henzel als zuständiger Referatsleiter des Kreises für das Asylwesen in der jüngsten Sitzung des Migrationsbeirates. Die meisten von ihnen: Ukrainerinnen und Ukrainer (1.751 Personen).
„Damit“, so summierte Henzel, „hat der Landkreis Neuwied bereits in den ersten Wochen des Jahres 2022 mehr Geflüchtete aufgenommen, als im gesamten Jahr 2015 als die damalige Flüchtlingswelle ihren Höhepunkt erreichte“. Im Gegensatz zu 2015 kämen dieses Mal aber überwiegend Frauen mit (minderjährigen) Kindern bei uns an, aber auch alte und pflegebedürftige Menschen.
„Die meisten Geflüchteten kommen durch private Initiativen von Religionsgemeinschaften, politischen Parteien, Verbänden und Organisationen in den Kreis“, erläuterte Landrat Achim Hallerbach. Aber unabhängig davon, wie die Menschen den Kreis erreichen: Verwaltungen stellt die Aufnahme so vieler Geflüchteter vor große Herausforderungen. Die vordringlichste Aufgabe ist dabei derzeit noch die Gewinnung und Bereitstellung von ausreichend Wohnraum, der auch längerfristig zur Verfügung steht.
„Den gibt es eben nicht nur im städtischen Bereich, wo viele der Geflüchteten gerne bleiben möchten, sondern auch in den ländlichen Regionen des Kreises“, machte Henzel deutlich und betonte das große Engagement in der Stadt Neuwied und in den Verbandsgemeinden. Doch nicht nur das: Neben der Unterbringung muss auch eine etwaige Schulpflicht der vielen Kinder beachtet werden, braucht es Willkommenskultur, Sprachförderangebote und vieles mehr. Aufgaben, die ohne ehrenamtliches Engagement nicht zu bewältigen wären. Auch die Mitglieder des Migrationsbeirates sind in diesem Bereich bereits eingebunden und widmen sich den Aufgaben in ihren jeweiligen Wirkungskreisen mit großem Engagement. Über ihre Erfahrungen als Impflotsen berichteten im weiteren Sitzungsverlauf Raffaele Zampella, Hans-Peter Groschupf und Georginah Nussbaumer. Sie alle sind als Impflotsen im Rahmen des gemeinsamen Projektes der Landeszentrale für Gesundheitsförderung und der Kreisverwaltung Neuwied als Türöffner und Brückenbauer unterwegs. Sie informieren über den großen Nutzen der Corona-Schutzimpfung und unterstützen die impfwilligen Menschen: Das Projekt war bis hierhin ein voller Erfolg. Ob es insbesondere für die Zielgruppe der ukrainischen Flüchtlinge fortgesetzt werden kann, wird sich in Bälde entscheiden.