Der Mensch ist intelligent und erfindungsreich. Doch mit der Nase eines Hundes kommt er trotz all seiner Technik oft nicht mit. Bis zu 100.000 Menschen werden pro Jahr in Deutschland als vermisst gemeldet. Häufig sind es alte Menschen, sehr häufig auch Kinder. Teilweise befinden sie sich in lebensbedrohlichen Situationen, aus denen sie ohne Hilfe keinen Ausweg finden. Dann helfen Hunde und retten Menschen.
Der Kreis Neuwied intensiviert daher seine Zusammenarbeit mit der BRH Rettungshundestaffel Westerwald: Landrat Achim Hallerbach freut sich außerordentlich, mit Anne Rücker, Stefan Eutebach, Carsten Groth, Stephan Heinz und Dr. Henri Paletta gleich fünf offizielle „Fachberater Rettungshunde“ zu bestellen. „Was solche Profis mit ihren gut ausgebildeten Hunden können, ist wirklich erstaunlich und eine mehr als wertvolle Unterstützung unseres Katastrophenschutzes“, wusste der Landrat, der dabei – natürlich – gleich die Flutkatastrophe im Nachbarkreis vor Augen hatte. An der Ahr hatten Rettungshunde-Gespanne zahlreiche hilflose Personen evakuieren können. Aber auch in aller Welt und im Kreis Neuwied sind sie aktiv tätig.
„Bei Großeinsätzen“, so erklärte
Volker Lemgen als zuständiger Sachbearbeiter „Brand- und Katastrophenschutz“
der Kreisverwaltung, „bildet der Einsatzleiter eine örtliche Führungseinheit, der
verschiedene Fachleute angehören, die ihn beraten. Hier möchten wir die
Kompetenz der Rettungshunde-Fachberater gern hinzufügen.“
Grundlage dafür sei die Feuerwehrverordnung, nach der der Landrat „Personen mit besonderen Kenntnissen und Fähigkeiten zur Beratung und Unterstützung der Feuerwehr zu Fachberatern bestellen kann“.
Und ein kurzer Blick in die Vita der fünf neuen Fachberater zeigt, dass sie diese besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten zweifellos mitbringen:
Anne Rücker ist seit 1980 aktives Mitglied der Feuerwehr. Sie ist Zugführerin der Feuerwehr Lahnstein und dort sowohl in den Führungsdienst als auch den Gefahrstoffzug eingebunden. Als Hundeführerin ist sie seit elf Jahren tätig. Rückert führt zur Zeit einen Hannoverschen Schweisshund als Vermisstenspürhund. Schon 2014 war sie in ein Projekt der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) zur Ausbildung von Rettungshunden in der Ukraine eingebunden. Anne Rücker ist Rettungshunde-Fachberaterin im Rhein-Lahn-Kreis, Einheitsführerin der Rettungshundestaffel Lahnstein und als Leistungsrichterin und Ausbilderin in diesem Bereich tätig. Beruflich arbeitet sie beim Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz.
Stephan Heinz ist seit 2003 Hundeführer im Technischen Hilfswerk und außerdem Ortsbeauftragter des THW Lahnstein. Er ist Ausbilder und Prüfer für Rettungshunde und führt selbst einen Belgischen Schäferhund im Bereich „Trümmer und Fläche“. Für das THW war Stephan Heinz als Teil einer Schnelleinsatz-Bergungseinheit in Fukushima, Pakistan und Beirut aktiv. Beruflich arbeitet er in der THW-Regionalstelle Koblenz.
Dr. Henri Paletta ist seit zwölf Jahren im Bundesverband Rettungshunde e.V. aktiv und heute dessen 1. Vize-Präsident sowie stellvertretender Bundesbereitschaftsleiter. Als Mitglied des BRH Auslandskaders und der Organisation „I.S.A.R. Germany“ (International Search and Rescue) hat er als medizinischer Teamleiter bereits in zahlreichen internationalen Katastropheneinsätzen – beispielsweise auf Haiti, den Philippinen und in Indonesien – geholfen. Er führt mit „Bärbel“ (Personenspürhund/Mantrailer) und „Lucy“ (Fläche) zwei einsatzfähige Hunde selbst.
Stefan Eutebach wohnt in Puderbach, ist zertifizierter Zugführer und Erster Vorsitzender der BRH Rettungshundestaffel Westerwald. Er ist außerdem Mitarbeiter im Referat „Einsatz National“ des Bundesverbandes Rettungshunde. Für die aus Spezialisten verschiedener Hilfsorganisationen bestehende „I.S.A.R. Germany“ ist Stefan Eutebach im Informations- und Lagezentrum tätig. Mit „Captain“ führt er selbst einen einsatzfähigen Hund in der Fläche.
Carsten Groth ist zertifizierte Zugführer im Vorstand der BRH Rettungshundestaffel Westerwald. Seit 2013 gehört er der Staffel an und führt heute mit „Lasko“, „Zoey“ und „Morpheus“ gleich drei geprüfte und einsatzfähige Hunde in der Fläche.
Die BRH Rettungshundestaffel Westerwald
Die BRH Rettungshundestaffel Westerwald wurde 2002 gegründet und ist eine anerkannte Einheit im Katastrophenschutz des Landkreises Neuwied. Sie ist in den drei Westerwälder Landkreisen und – im Rahmen von Einsatzkooperationen – auch darüber hinaus aktiv. Die Staffel verfügt aktuell über elf geprüfte Rettungshundeteams und zur technischen Ortung über fünf leistungsfähige Drohnen. Etwa zwei Dutzend weitere Hunde befinden sich derzeit in der rund drei Jahre dauernden Ausbildung.
Die wesentliche Aufgabe der Staffel besteht darin, vermisste oder verschüttete Menschen zu suchen. Dabei kann es sich um suizidgefährdete oder demente/desorientierte Personen handeln, aber auch um Unfallopfer im Schockzustand oder Kinder, die sich verlaufen haben. 2021 wurde die BRH Rettungshundestaffel Westerwald über 80-mal zu Sucheinsätzen alarmiert. Die Mitglieder leisteten fast 7.500 Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Und ihren Aufgaben gerecht zu werden, treffen sich die Mitglieder zwei- bis drei Mal in der Woche zum Training mit ihren Hunden.