Wie ist die Lage bei den ambulanten Pflegediensten? Kaum eine Frage ist in diesen Tagen aktueller. Die Verantwortlichen des Kreises Neuwied um den Beigeordneten Michael Mahlert, Sozialabteilungsleiterin Agnes Ulrich und Pflegestrukturplanerin Carina Corzilius wollten deshalb nicht nur über, sondern mit den Pflegedienstleistern sprechen. Im Rahmen der Aktion „Gut versorgt vor Ort“ luden sie sie deshalb zu einer gemeinsamen Besprechung ein. Pandemiebedingt musste diese digital stattfinden, am Ende waren sich die Teilnehmer aber einig, dass die Form einem fruchtbaren Austausch nicht im Wege gestanden hatte. „Dass jemand auf uns zukommt, finde ich sehr gut. Die Situation der ambulanten Pflege wird viel zu oft nicht ausreichend wahrgenommen“, bestätigte beispielsweise Diana Göttes von „Häusliche Pflege Rheinwaldheim“.
Dass der Schuh im ambulanten Bereich enorm drückt, wurde während der Besprechung nur allzu deutlich. So waren im Rahmen der Pandemie mittlerweile 30 Corona-Schutz-Verordnungen in kürzester Zeit umzusetzen. Hinzu kommt der allgemeine Fachkräftemangel. Die Pflegekräfte sind an ihrer Belastungsgrenze angekommen, arbeiten zum Teil schon lange darüber hinaus, um die Pflegebedürftigen zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund stellte die Verwaltung die Frage, was passiert, wenn aufgrund von Erkrankung gleich mehrere Mitarbeitende ausfallen?
Bei der Antwort waren sich die Pflegedienstleiterinnen einig: „Sich auf die Situation im Vorhinein einzustellen, ist schwierig. Niemand kann sagen, wie es sich entwickeln wird,“ fasste Eva Rauwolf von der AWO Sozialstation in Neuwied zusammen. Klar ist, dass in diesem Fall auch Angehörige oder nahestehende Personen der Pflegebedürftigen stärker eingebunden werden müssen - wenn das möglich ist.
Dass sich die Unterstützungsmöglichkeiten regional unterscheiden, erklärte Olga Bätza von „GSD mobiler Pflegedienst“, die ausführte, dass es Wohngebiete gibt, in denen es schlichtweg nicht möglich ist, einen ausfallenden Pflegedienst durch Nachbarschaftshilfe zu kompensieren. „Da sind die Nachbarn selbst in einem Alter, in dem sie auf Hilfe angewiesen sind“, stellte sie fest. Gerade vor diesem Hintergrund machen sich die ambulanten Pflegedienste Gedanken, wie im Falle eines Falles die adäquate Versorgung der Menschen organisiert werden kann. Die einzige Möglichkeit wird dann sein, Touren „neu zu stricken“, um wenigstens die wichtigsten Leistungen erbringen zu können. „Die Hoffnung ist natürlich, dass dieses Worst-Case-Szenario nie eintritt“, betonte sie.
Weil Fachkräfte fehlen, muss aber schon heute damit gerechnet werden, dass Pflegedienste eine Warteliste haben und sich die Suche nach einem ambulanten Dienst schwieriger gestaltet, als noch vor ein paar Jahren. Und dass sich die Situation weiter zuspitzen wird, ist nur die logische Konsequenz aus dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel.
„Da, wo wir unterstützen können, tun wir das natürlich“, betonte der 1. Kreisbeigeordnete Michael Mahlert. Er kündigte in diesem Zusammenhang an, das Thema in der nächsten Sitzung des Sozialausschusses auf die Tagesordnung setzen.