Innovative Startups, Hidden Champions, Global Player und vor allem viele familiengeführte Unternehmen: Der Kreis Neuwied verfügt über eine gesunde Wirtschaftsstruktur. Landrat Achim Hallerbach ist für die Firmenchefs immer ansprechbar, setzt sich für ihre Anliegen ein und besucht zudem von Zeit zu Zeit gemeinsam mit Sandra Köster von der Regionalinitiative „Wir Westerwälder“ Unternehmen persönlich. Kürzlich trafen sich die beiden mit Klaus-Jürgen Philipp, Geschäftsführer von Haus Rabenhorst.
Und dabei zeigte sich einmal mehr, dass solche Vier- beziehungsweise Sechs-Augen-Gespräche doch immer noch eine besondere Atmosphäre schaffen und auch Zeit lassen für ungewöhnliche Anekdoten. Wie hätten sie sonst wohl erfahren, dass der rheinische Saftproduzent seine Produkte auch über koreanisches Teleshopping vertreibt? „Das ist dort unten ein riesiger Markt“, machte Philipp deutlich und erzählte dann lächelnd von seinem ungeplanten Auftritt in der „Granatapfel-Sendung“. „Sie haben mich plötzlich vor die Kamera geholt und ich wusste gar nicht, was ich erzählen soll und in welcher Sprache. Später dann haben sie mir verraten, dass das ohnehin egal war, weil sie wussten, dass wir am Ende ausverkauft sind.“ Ausverkauft, dass hieß in diesem Fall übrigens, dass die südkoreanischen Zuschauer innerhalb von nur einer Stunde fast 400.000 Flaschen Saft aus Unkel geordert hatten. Kein schlechtes Geschäft.
Eben das macht Haus Rabenhorst mittlerweile auf der ganzen Welt. Als Familienunternehmen ist der Saftproduzent aber vor allem felsenfest in der „Rotwein-Stadt“ verankert und blickt auf eine stolze Geschichte zurück:
Begonnen hat alles vor mehr als 200 Jahren. 1805 gründete Pfarrer Johann-Heinrich Lauffs in Oberwinter ein Weingut, dessen Betrieb sein Nachfahre Oskar Lauffs 1885 nach Unkel verlegte. Sohn Alexander Lauffs macht sich wenig später das neu entdeckte Verfahren der Pasteurisierung zu Nutze und produzierte „alkoholfreien Medizinalwein“, wie Philipp es genau ausdrückte. „Als er den Vergärungsprozess der Trauben stoppte, um auch Saft und nicht nur Wein zu produzieren, wurde er von den Kollegen erst einmal schief angeschaut“, wusste er.
Doch Lauffs hatte Erfolg, auch dank der Anfang des 20. Jahrhunderts entstehenden Reformbewegung, die auf naturnahe und alkoholfreie Ernährung setzte. Erst seit 2007 vertreibt Rabenhorst seine Produkte übrigens nicht mehr exklusiv über die Reformhäuser, sondern auch in Supermärkten, Apotheken und Naturkosthäusern. „Nur beim Discounter werden sie uns weiterhin nicht finden“, stellte Philipp selbstbewusst klar.
Der Verkaufsschlager des Unternehmens kam dann 1952 auf den Markt und ist auch heute noch beliebt wie eh und je – auch wenn der „Rotbäckchen-Saft“ nicht mehr als Ziel verfolgen muss, den Nachkriegskindern wieder ein wenig gesunde Farbe ins Gesicht zu zaubern. In der jüngeren Vergangenheit ist Rabenhorst dann immer internationaler geworden. Gerade im südostasiatischen Raum wird heute gern Saft aus dem Kreis Neuwied getrunken, häufig in Form von „Vitamin-Shots“. Der Gemüse-Saft hingegen wird oft schnell und unkompliziert zur lecker-gesunden Suppe. „Wir sind in Südkorea, China, Malaysia, Vietnam, Singapur und Indonesien“, zählte Philipp nur einige Beispiele auf und ergänzte, dass ein Standort in Thailand geplant ist und man auch in Ulan Bator (Mongolei) einen „spannenden Partner“ gefunden hat.
Anno 2021 verfügt Haus Rabenhorst über ein äußerst breites Sortiment an hochwertigen Säften. In zwei, teilweise drei Schichten produziert das Unternehmen in Unkel pro Jahr rund 15 Millionen Liter, die in circa 37 Millionen Flaschen unterschiedlicher Größe abgefüllt werden. Dafür, so Philipp, hat die Firma in den vergangenen sieben bis acht Jahren zwischen 25 und 30 Millionen Euro in neue Technologie investiert und in Anhausen auch ein zweites Standbein für die Logistik aufgebaut. „Ein tolles Bekenntnis zu unserer Region“, kommentierte Landrat Achim Hallerbach erfreut.
Das Grundcredo ist dabei aber immer gleichgeblieben: „Das Beste für Mensch, Natur und Umwelt“. Dafür setzt Haus Rabenhorst konsequent auf Qualität und Nachhaltigkeit. Die Früchte kommen, wenn immer möglich, aus der Region und aus biologisch-kontrolliertem Vertragsanbau, die Verpackungen sind umweltfreundlich und das Betriebsklima ist von gegenseitigem Vertrauen geprägt. „Nicht umsonst wissen wir auf Basis freiwilliger Informationen, dass die Impfquote unserer Mitarbeiter bei rund 90 Prozent liegt“, berichtete Philipp nicht ohne Stolz.
Bei aller Weiterentwicklung sollen Fundament und Philosophie bleiben, wie sie sind. Das haben schon die Vorfahren festgelegt, als sie bestimmten, dass die Firmenanteile nur in der Familie vererbt und nicht an Fremde verkauft werden dürfen. Und so gehört Haus Rabenhorst heute zu 100 Prozent Mitgliedern der sechsten und siebten Generation von Firmengründer Johann-Heinrich Lauffs. „Eindrucksvoll und ein Pfund, mit dem man für unsere Region wuchern kann“, waren sich „Wir Westerwälder“-Vorständin Sandra Köster und Landrat Achim Hallerbach am Ende einig.