Kinder brauchen Hilfe. Und in besonderem Maße gilt das, wenn ihre Eltern psychisch- oder suchtkrank sind. Die Kreisverwaltung Neuwied arbeitet deshalb gemeinsam mit dem Institut für sozialpädagogische Forschung in Mainz an der Erstellung eines Konzeptes, um die Unterstützungsstruktur noch zu verbessern. „Diese Kinder sind oft schutzbedürftig und abhängig und deshalb besonders gefährdet. Wir werden die früh ansetzenden und präventiv wirkenden Hilfen für sie weiter ausbauen“, betont Landrat Achim Hallerbach.
Rückblick: Es war 2006 vor allem der Fall des kleinen Kevin, der aufgerüttelt hatte. Der zweijährige Junge war von seinem drogenabhängigen Ziehvater getötet worden, seine Leiche wurde von Knochenbrüchen übersäht im Tiefkühlschrank der Bremer Wohnung gefunden. Darauf und auf weitere tragische Fälle reagierte Rheinland-Pfalz und führte 2008 das „Landesgesetz zum Wohl von Kinderschutz und Kindergesundheit“ ein. „Dieses Kinderschutzgesetz, eines der ersten in Deutschland, sieht eine enge Zusammenarbeit der Kinder- und Jugendhilfe mit der Gesundheitshilfe vor. Fatale Alleingänge von einzelnen Betreuern sollen verhindert werden, stattdessen verbessert der flächendeckende Aufbau von Netzwerken das Kindeswohl“, erklärt Landrat Achim Hallerbach.
„All die, die in ihrer täglichen Arbeit mit Kindern und ihren Familien in Kontakt sind, werden zusammengebracht und bilden eine Verantwortungsgemeinschaft“, ergänzt Daniela Kiefer als Netzwerkkoordinatorin des Kreisjugendamtes und sagt, dass damit zudem die Übergänge zwischen den verschiedenen Hilfesystemen verbessert werden. Gleichzeitig führte das Land Maßnahmen ein, die dafür gesorgt haben, dass mehr Vorsorgeuntersuchungen (U-Untersuchungen) bei Kleinkindern in Anspruch genommen werden.
Dieses Kinderschutzgesetz soll nun weiterentwickelt werden. Das Land setzt dabei einen Schwerpunkt auf Hilfen für Kinder von psychisch- oder suchterkrankten Eltern. Künftig sollen betroffene Familien Angebote erhalten, die noch besser auf ihre Bedürfnisse angepasst sind. Dafür stellt das Land Fördermittel in Aussicht, die der Kreis Neuwied gezielt für eine weitere Verbesserung seiner Struktur einsetzen will.
„Wir wollen uns zunächst gemeinsam mit den Kooperationspartnern eine groß angelegte Datengrundlage schaffen“, sagt Daniela Kiefer und betont: „Nur so können wir im nächsten Schritt Angebote schaffen, die den Bedürfnissen der Kinder und ihrer Familien möglichst passgenau entsprechen. Klar ist dabei: Das Ziel soll sein, dass Kinder Kinder sein dürfen, ohne Verantwortung für ihre Eltern oder jüngere Geschwister übernehmen zu müssen. Dass sie ihre Sorgen vergessen können!“