Knapp 1500 Mitarbeiter, circa 2400 „Leistungsnehmende“, viele (betreute) Wohnungen, verschiedene medizinisch-therapeutische Dienste und vier eigene Schulen, darunter die erst vergangene Woche neu eröffnete Pflegeschule: „Das Heinrich-Haus ist für unsere ganze Region, aber auch weit darüber hinaus ein wichtiger, sich erfreulich dynamisch entwickelnder Faktor“, sagt Landrat Achim Hallerbach. Und deshalb musste er nicht lange überlegen, wohin er Alexander Schweitzer einladen sollte, als dieser seinen ersten Besuch im Kreis Neuwied in der neuen Funktion als Staatsminister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung ankündigte.
Und auch wenn das Heinrich–Haus für Schweitzer natürlich keine Unbekannte war, zeigte er sich äußerst beeindruckt, als ihm die drei Geschäftsführer Thomas Linden, Dirk Rein und Frank Zenzen die ganze, große Bandbreite an Dienstleistungen präsentierten, die das Sozialunternehmen vor allem für Menschen mit Behinderungen und für Senioren anbietet. „Ich sehe hier viele spannende Möglichkeiten, wie Menschen mit Teilhabebedarf sich beruflich, aber auch persönlich weiterentwickeln können“, fasste der Minister seine Eindrücke zusammen. Er zeigte sich erfreut, dass der Träger nicht nur Schul- und Wohnangebote vorhält, sondern auch ein großer Anbieter im Bereich Arbeit ist. „Hier reicht die Palette der Möglichkeiten von Werkstätten für behinderte Menschen bis hin zu Berufsbildungswerken und Inklusionsbetrieben. Diese Angebotsvielfalt bietet für die Menschen mit Teilhabebedarf große Chancen, persönliche Ziele der Lebensplanung zu verwirklichen", sagte er und machte deutlich, dass eben für viele Menschen mit Behinderungen die Alternative zur Arbeit in Werkstätten leider doch nur die ist, gar keine Arbeit zu haben.
Ähnlich sah es Landrat Achim Hallerbach, der daran erinnerte, dass vor zehn Jahren als Ziel ausgegeben war, Schulen und Förderschulen zu schließen. „Heute sind wir froh, dass wir es nicht getan, sondern stattdessen sogar die Kapazitäten noch ausgebaut haben“, sagte er und stellte fest: „Inklusion geht nur bis zu einem bestimmten Punkt, und dann braucht es eine besondere bis hin zur speziellen Förderung.“
Vielleicht noch wichtiger als diese inhaltlichen Übereinstimmungen war beim Besuch allerdings die persönliche Note: Denn die Chemie zwischen Landrat, Minister und dem ebenfalls noch neuen Geschäftsführer-Trio des Heinrich-Hauses stimmte auf Anhieb. Und sich zu kennen und kurze Dienstwege zu haben, ist schließlich die beste Voraussetzung für die gute Zusammenarbeit, die Stadt, Kreis, Land und Unternehmen anstreben.
„Dann kann man auch das ein oder andere, das einem auf den Nägeln brennt, besser mit nach Mainz geben“, wusste Landrat Hallerbach und leitete damit den zweiten Teil des Besuchsprogramms ein, bei dem Torben Schmidt als Digitalisierungsbeauftragter der Neuwieder Kreisverwaltung über die Fortschritte bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes berichtete. In seinem präzisen und konstruktiven Vortrag sparte Schmidt auch die praktischen Schwierigkeiten keinesfalls aus, wofür sich Schweitzer ausdrücklich bedankte.
Einig war er sich mit Minister und Landrat aber, dass es nicht um Schuldzuweisungen geht, sondern darum, im Gespräch zu sein und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. „Die Digitalisierung durchdringt unsere Gesellschaft in allen Bereichen und schafft auch neue Möglichkeiten der Teilhabe und des sozialen Miteinanders. Dazu brauchen wir digitale Konzepte und Anwendungen, die allen Menschen offenstehen und für alle zugänglich sind. Neben dem Ausbau der digitalen Infrastruktur geht es auch darum, unsere Verwaltungen digitaler zu machen und Online-Dienstleistungen auszubauen. Ich freue mich, dass der Landkreis Neuwied hier bereits vielfältige Ansätze voranbringt", bilanzierte Minister Schweitzer.