Kreis Neuwied. Der Strom ist weg. Plötzlich. Und nein: In zwei Stunden ist das Problem nicht erledigt. Es droht ein tagelanger, flächendeckender Ausfall. Nur das ist klar, vieles andere offen. Was muss nun bedacht werden? Was genießt höchste Priorität? Was ist zwar wichtig, kann aber doch warten?
Im Fall einer Krise – egal ob Stromausfall, Überflutung, Erdbeben oder sonstige Katastrophe - ist eine (Kreis-)Verwaltung gefordert: Ein Rädchen muss ins nächste greifen, parallel zu den vor Ort agierenden Rettungskräften muss ein Krisenstab gebildet werden, der den Überblick behält, vorausschauend plant und koordiniert.
Damit das im Kreis Neuwied funktioniert, hat sich die komplette Spitze der Kreisverwaltung inklusive der Abteilungsleiter, ergänzt durch Vertreter von Bundeswehr, Polizei, Stadtwerken und Abfallwirtschaft, schulen lassen. „Risiko- und Krisenmanagement für untere Katastrophenschutzbehörden“ lautete der Titel des zweitägigen Seminars, das Ulf Krüger vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe kürzlich in Linkenbach hielt.
Er
machte dabei deutlich, dass der Verwaltungsstab im Notfall eben „nicht wie John
Wayne aus der Hüfte schießen“ darf, sondern gut vorbereitet und klar
strukturiert vorgehen muss. Auch die Zuständigkeiten müssen geregelt sein – und
dabei nicht den teilweise starren im Verwaltungsalltag entsprechen. Entscheidungswege
müssen kürzer sein. Geschwindigkeit ist nicht alles, aber unnötige
Verzögerungen können fatale Folgen haben. 300
Wie wichtig die Vorbereitung auf Krisensituationen ist, hat das Jahr 2021 mit Corona und Ahrtal mehr als deutlich gezeigt. Das Seminar war jedoch schon vor der Flutkatastrophe geplant (und wegen Corona zeitweise verschoben) und auch nicht das erste seiner Art. Landrat Achim Hallerbach, der schon in seiner Zeit als 1. Kreisbeigeordneter wiederholt Schulungsangebote angenommen hat, betonte trotzdem, dass die neuerliche Veranstaltung „nur ein Kick-off“ gewesen sein kann. „Im hektischen Alltag ist man immer geneigt, sich nicht die Zeit zu nehmen und das Thema vor sich her zu schieben. Es wird schon keine Katastrophe kommen, et hätt noch emmer joot jejange... Dieses Jahr, aber auch diese beiden Tage jetzt haben uns vor Augen geführt, dass das keine gute Idee ist. Vor uns liegen ganz neue Herausforderungen“, betonte der Landrat und machte deutlich: „Unsere Feuerwehren und Rettungskräfte sind im Krisenmanagement hervorragend aufgestellt, wir als Verwaltung haben aber noch Nachholbedarf. Ich bin deshalb dankbar, dass die komplette Führungsebene unseres Hauses an diesem intensiven Seminar teilgenommen hat. Aber das war nur der Einstieg. Wir bleiben dran, werden es vertiefen und gemeinsam (neue) Strukturen entwickeln“, versprach er.