Doch warum werden die Gebühren jetzt erhöht? Die eigenständige „Abfallwirtschaft Landkreis Neuwied AöR“ muss für einige Bereiche der Abfallentsorgung Leistungen auf dem freien Markt einkaufen. Auf diesem sind jedoch eine starke Konzentration und kein auskömmlicher Wettbewerb zu beobachten. Das führte dazu, dass private Abfallentsorger immens höhere Preise aufrufen konnten. Bei europaweiten Ausschreibungen mussten so Kostensteigerungen von 60 bis 460 Prozent verzeichnet werden. Daraus wiederum entstanden für die AöR bei den Sammlungs-, Transport- und Verwertungskosten rund 3 Millionen Euro an Mehraufwendungen. In der Folge steht in der Bilanz des eigenständigen Tochterbetriebs des Kreises für 2020 unter dem Strich ein Minus von knapp 1,9 Millionen Euro.
Um derartige Kostensprünge zu verhindern, hat die Abfallwirtschaft des Kreises Neuwied in den vergangenen Jahren erfolgreich kommunalisiert, also Entsorgungsleistungen in Eigenregie übernommen. Hierzu gehören die Sammlung der Restabfälle, die Sammlung und Verwertung der Bioabfälle ab 2016, die Sammlung von Papier/Pappe/Karton (PPK) ab dem Jahr 2018 sowie die Durchführung der innerbetrieblichen Transporte von Rest- und Bioabfall seit 2019. Ein weiterer Schritt der erfolgreichen Kommunalisierung wird ab 2022 die Scheckkartensammlung in Eigenregie sein.
„Unsere kommunale Abfallwirtschaft betreibt keine Gewinnmaximierung. Sie ist bei der Gebührenbetrachtung ganz sicher nicht der Kostentreiber. Im Gegenteil. Nur durch die Kommunalisierung, also dadurch, dass wir viele Leistungen selbst erbringen, bleiben die Kostensteigerungen in der Regel moderat und im Bereich der allgemeinen Preissteigerungen“, stellte Landrat Achim Hallerbach in der Sitzung des Kreistages klar. Ziel sei es, eine qualitativ hochwertige, service- und bürgerorientierte Abfallentsorgung zu angemessenen Preisen zu bieten. „Wir haben ein sehr bürgerfreundliches System. Wir holen alles vor der Haustür ab und betreiben drei Wertstoffhöfe. Damit heben wir uns von anderen Kreisen ganz klar ab“, macht er deutlich. Verschiedene Leistungen können aber auch absehbar nicht in Eigenregie durchgeführt werden, sondern müssen weiterhin am Markt eingekauft werden, bestätigte AöR-Vorstand Jörg Schwarz. Daher sei die Preisanpassung leider unvermeidlich.
Dass der Kreis Neuwied mit diesem Problem nicht alleinsteht, zeigt auch der Blick in die benachbarten Landkreise, die ebenfalls Gebührenerhöhungen bekanntgeben mussten.