Kreis Neuwied. „Beratungsstellen für männliche Opfer sind ein weiterer Baustein in der Bekämpfung häuslicher Gewalt. Folglich begrüßen wir es, dass nun auch in Rheinland-Pfalz eine solche Beratungsstelle eingerichtet wurde, wenn auch zunächst nur als Pilotprojekt“, sind sich die Gleichstellungsbeauftragte im Landkreis Neuwied einig. Sowohl die polizeiliche Statistik in Deutschland, als auch die Erfahrungen der Interventionsstelle hier in Neuwied zeigen, dass es sich bei den von Gewalt betroffenen Menschen ganz überwiegend um Frauen handelt. 2019 waren in Deutschland bei tödlich verlaufenden Gewaltdelikte innerhalb einer Partnerschaft aber immerhin 23 Prozent der Opfer Männer.
Bereits 2016 organisierte der „Runde Tisch Rhein-Westerwal“d im Rahmen des Rheinland-Pfälzischen Interventionsprojektes gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen eine Fachtagung zum Thema männliche Opfer häuslicher Gewalt. „Leider war und ist es schwierig, sachlich über das Thema zu reden. Die einen nutzen das Thema, um die vermeintliche Privilegierung von Frauen nachzuweisen, ‚wieso finanzieren wir Frauenhäuser? Es gibt auch Männer, die geschlagen werden‘, für die anderen stellt es eine Bagatellisierung der Gewalt gegen Frauen dar“, beschreiben die Gleichstellungsbeauftragten die wenig zielführende Diskussion.
„Für einen Vertreter des vermeintlich starken Geschlechts muss es der Super-Gau sein, sich als ein Opfer weiblicher Gewalt outen zu müssen. Die Zeiten echter Kerle, starker Männer, Macher und cooler Typen scheint weniger vorbei zu sein, denn je. Frauen wird eher der Opferstatus von Partnergewalt zugestanden, nicht zuletzt, weil Frauenhilfeorganisationen viel zur Aufklärung beigetragen haben. Für Männer hingegen gibt es kaum bis keine parteiischen Beratungsangebote. Und Opfer von weiblicher Gewalt zu sein, stellt sicherlich eine doppelte Demütigung dar. Was zur Folge haben dürfte, dass die Dunkelziffer noch höher als bei weiblichen Opfern ist“, so Doris Eyl-Müller, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Neuwied.
Ganz unkritisch sehen die Gleichstellungsbeauftragten die Einrichtung der Beratungsstelle nicht: „Es wäre fatal, wenn die Mittel für männliche Opfer aus den Töpfen für die Hilfsangebote für Frauen genommen würden oder die Angebote auf die großen Städte reduziert bliebe“, macht Susanne Christ als Gleichstellungsbeauftragte der Verbandsgemeinde Asbach deutlich.
safe – Beratungsstelle für männliche Opfer von Gewalt in engen sozialen Beziehungen ist zu erreichen unter: 0 61 31 – 28 77 71 1 oder per Email: safe@outh.de