Kreis Neuwied/Ahrweiler. Holger Kurz ist nicht gerade ein unerfahrener Feuerwehrmann. Der Brand- und Katastrophenschutz-Inspekteur (BKI) des Kreises Neuwied hat einiges gesehen. Aber der aktuelle Hochwassereinsatz im Nachbarkreis Ahrweiler macht auch ihn fassungslos. „Vom Gefühl her ist es der schlimmste Einsatz, den wir je hatten“, sagt er und vergleicht die Situation „mit den Elbehochwassern, die man im Fernsehen gesehen hat“.
In Altenahr beispielsweise soll der Fluss bis auf 7 Meter Höhe angeschwollen sein. „Genau weiß man es nicht. Der bisherige Höchststand lag bei 3,16 Metern, bei 5,50 Metern ist der Pegel dann ausgestiegen“, erzählt er und führt weiter aus, dass das Stadtbild von Ahrweiler aussehe „wie im Krieg“: übereinandergestapelte Autos, eingeschlagene Hauswände.
Die Situation sei „verheerend“, bringt Kurz es auf den Punkt und berichtet, dass allein die Neuwieder Feuerwehrleute um Wehrleiter Kai Jost in der Nacht 50 Menschen vor den Wassermassen retten mussten. „Und es sitzen hier immer noch Leute auf Dächern, an die wir nicht herankommen“, seufzt er.
Insgesamt, schätzt Kurz, sind aktuell 200 bis 250 Feuerwehrleute aus dem gesamten Kreis Neuwied zur Unterstützung der Kameraden an der Ahr im Einsatz. Zunächst waren am Mittwochabend aus dem vier Landkreise umfassenden Bereich der Rettungsleitstelle Montabaur 150 Kräfte alarmiert worden. Im Lauf der Nacht seien dann immer mehr Feuerwehrleute hinzugezogen und vor allem Spezialfahrzeuge sowie Boote aus den Wehren der Rheinschiene nachgeordert worden. „Die Welle rollt weiter“, sagt Kurz am Donnerstagvormittag. Er selbst ist am Bad Neuenahrer Feuerwehrhaus stationiert, seine Kameraden sind in der gesamten Region verteilt. Natürlich habe man bei allem auch darauf geachtet, die Einsatzbereitschaft im Kreis Neuwied nicht zu gefährden. „Wir haben keine Standorte komplett leergefahren“, hält Kurz fest.
Landrat Achim Hallerbach steht mit seinem Brand- und Katastrophenschutz-Inspekteur in regelmäßigem Kontakt – so die wackeligen Mobilfunkverbindungen es zulassen. Nach einem Telefonat zeigt er sich geschockt von den Katastrophenschilderungen. „Meine Gedanken sind vor allem bei den Menschen, deren Leben bedroht ist und bei denen, die leider schon Angehörige verloren haben. Und natürlich haben auch viele Hab und Gut verloren“, sagt er und dankt den Feuerwehrleuten für ihren unermüdlichen Einsatz. „Die Kameraden aus dem Kreis Neuwied sind sämtliche Ehrenamtliche. Frauen und Männer, die sich nachts aus dem Bett holen lassen, um dann rund um die Uhr anderen zu helfen“, lobt Hallerbach und betont, dass ihm bewusst ist, dass dieser Einsatz nicht nur physisch Kräfte zehrt, sondern für viele auch psychisch belastend ist. „Wir werden unsere Leute damit nicht allein lassen“, verspricht er Hilfsangebote in der Nachbereitung des Einsatzes.