Kreis Neuwied. Holz ist wunderbar, aber derzeit auch ziemlich knapp – zumindest, wenn man es in Form von Dachlatten oder von Baukonstruktionsholz für den Hausbau benötigt. Der Markt spielt verrückt, vielen Handwerkern in der Region gehen die Baustoffe aus. Besonders betroffen sind die Dachdecker und Zimmerer, die kaum oder nur zu deutlich erhöhten Preisen an Materiallieferungen kommen. „Trotz voller Auftragsbücher drohen Baustopps und Kurzarbeit“, befürchtet Ralf Winn als Innungsobermeister für den Kreis Neuwied. Um diese Problematik zu besprechen und Wege aus der kurzfristig entstandenen Krise zu finden, traf er sich kürzlich mit Landrat Achim Hallerbach und Kreis-Wirtschaftsförderer Harald Schmillen. Das Ergebnis vorweg: Grundsätzlich scheint das Problem nicht unlösbar, es bedarf aber an einigem „Goodwill“. Der auf regionaler Ebene einzig mögliche Lösungsansatz ist daher, die Beteiligten an einen Tisch zu holen. Eben das will Neuwieds Landrat Achim Hallerbach machen. „Wir werden alle maßgeblichen Akteure aus den drei Westerwälder Landkreisen möglichst zeitnah einladen und dann versuchen, eine gemeinsame Lösung für unsere Region und die heimische Wirtschaft zu finden“, kündigt er an. Hallerbach hat dazu in den vergangenen Tagen bereits zahlreiche Vorgespräche geführt und das Thema im Kreis Neuwied zur Chefsache erklärt. Gemeinsam mit seinen beiden Landratskollegen Dr. Peter Enders (Altenkirchen) und Achim Schwickert (Westerwaldkreis) sollen mit dem Forst, den Waldbesitzern, den Sägewerken und dem Handwerk nach einer Lösung gesucht werden. „Wir brauchen eine einvernehmliche Vereinbarung, die uns über die nächsten Monate trägt. Eine kurzfristige Regelung über Einschränkungen beim Export sehe ich nicht“, formuliert es Landrat Achim Hallerbach.
Denn der akute Mangel, vor allem an zugeschnittenen Dachlatten, schlägt bis auf die einzelnen Verbraucher durch – mit teils heftigen Konsequenzen. „Ich bin schon von mehreren Bürgern angesprochen worden, denen ihre Baufinanzierung um die Ohren zu fliegen droht“, berichtet der Landrat. Und auch Wirtschaftsförderer Schmillen kennt das Problem: „Es kommt auf den Baustellen zum Stillstand. Und wer sich diese Verzögerungen nicht leisten kann, muss teils deutlich gestiegene Materialpreise zahlen. Die Banken jedoch finanzieren keinen Mehrpreis, sondern nur Mehrwert“, weiß er.
Bei allem keimt auch die Hoffnung auf, dass es sich um ein Problem handelt, das genauso schnell wieder verschwinden kann, wie es aufgetreten ist. „Die Nachfrage aus China ist nicht der Haken. Diese sehen wir schon seit einigen Jahren und der Holzeinschlag ist gleichzeitig massiv gestiegen. Außerdem wird nach China vornehmlich Holz exportiert, welches hier vor Ort kaum eingesetzt würde. Stärker scheinen vermehrte „Vielfachanfragen“ des gleichen Postens bei mehreren Händlern und der Handelsstreit in Nordamerika zu wiegen. Wenn sich diese Themen auflösen, kann es bei uns auch schnell wieder zu einer Normalisierung kommen“, hofft die Runde. Jetzt soll konkret an einer regionalen Zwischenlösung gearbeitet werden. Denn die grundsätzlichen Voraussetzungen – Material und Produktionskapazitäten –, zur Deckung der Nachfrage scheinen im Westerwald vorhanden zu sein.