„Mit
Apps oder neuer Rückverfolgungssoftware ist es alleine nicht getan. Und
die Arbeit erledigt sich davon auch nicht von selbst. Viel wichtiger
wäre es, uns mehr und schneller Impfstoff bereitzustellen. Denn unsere
Impfzentren sind gut vorbereitet und noch lange nicht an ihrer
Kapazitätsgrenze angelangt. Bevor man also nach neuen Systemen ruft,
sollte man viel intensiver die direkte Bekämpfung der Pandemie
vorantreiben“, fordert Gesundheitsamtsleiterin Dr. Corinna Trapp.
Anstatt
weitere Apps zu propagieren, müsse zunächst geklärt sein, wie diese
vernünftig nutzbar gemacht und in die Arbeit einzubinden wären. So habe
man seitens des Gesundheitsamtes bislang vergeblich versucht, zu der
viel zitierten App „Luca“ Kontakt aufzunehmen. Immer wieder sei die
Rückmeldung gekommen, man sei überlastet und könne nicht alle Anfragen
bearbeiten. „Das ist für die Nutzer verwirrend und nicht wirklich
zielführend“, teilt Dr. Trapp weiter mit.
„Bislang
gab es auch keine Veranlassung, auf eine andere Software zu wechseln“,
ergänzt sie. Man sei sehr gut mit den etablierten Systemen gefahren,
welche beim Gesundheitsamt Neuwied im Einsatz sind: „Darüber hinaus
existieren nach wie vor nicht die passenden Schnittstellen. Die
notwendigen Schnittstellen zu anderen dringenden Anwendungen sind nicht
vorhanden. Wegen der „justiziablen Dokumentation“ muss in einer anderen
Fachsoftware (Äskulab) gearbeitet werden, die Meldungen über Survnet,
die Befundmeldungen in einer dritten Software. Probleme bei der Historie
und fehlende Rückwärts-Schnittstellen erhöhen den Aufwand des
Handlings. Wir werden die Fälle in drei Systemen anlegen müssen. Ob wir
wirklich damit schneller werden, wird sich noch beweisen müssen.“
Dr. Trapp, erklärte ferner: „Jedes
Computerprogramm muss von Menschen bedient werden. Wir sind derzeit gut
eingespielt und optimiert. Durch die notwendige Einarbeitung und vor
allem die doppelte bzw. dreifache Dokumentation werden zusätzliche
Kapazitäten gebunden: es wird zwangsläufig zu Zeitverzug in der
Anfangsphase kommen.“
Zur
Kontaktverfolgung in der Bekämpfung der Coronapandemie greifen viele
Gesundheitsbehörden derzeit noch auf regional unterschiedliche
Softwareanwendungen zurück, die sie im Laufe der Jahre lokal eingeführt
haben. Immer wieder werden Forderungen erhoben, einheitliche
Softwarelösungen anzuwenden.
Der
Kreis begrüße zwar eine generelle Lösung für alle Gesundheitsämter in
Deutschland. So könne beispielsweise bei regionalen Krisen ein
Personalaustausch unter den Ämtern erfolgen, bei dem es nicht zu
Zeitverlust in der Einarbeitung des Personals mit unterschiedlicher
Software kommt. „Bislang hat es jedoch keine Veranlassung gegeben, auf
eine andere Software zu wechseln, und schon gar nicht mitten in der
Pandemie – so zusagen in voller Fahrt“, hält Dr. Trapp abschließend
fest.