„Der Schlüssel liegt in der Vernetzung“, sagte der Neuwieder Landrat Achim Hallerbach in dem gemeinsamen Gespräch mit Dr. Olaf Gaus, Projektleiter der „Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck“ (DMGD), und Martina Thelen, Geschäftsstellenleiterin des Gesundheitsregion KölnBonn e. V.,
die die Zusammenkunft des Kreises, der Universität und dem
Gesundheitsnetzwerk forciert hatte. Aufgrund finanziell kritischer Lagen
werden immer mehr ländliche Krankenhäuser, die der Grundversorgung
dienen, geschlossen. Gerade die Pandemie habe aber gezeigt, dass der
Erhalt dieser Einrichtungen wichtig ist, erklärte Hallerbach und
ergänzte: „Krankenhäuser wie Linz, Dierdorf und Asbach bieten eine gute
Grundversorgung und werden gebraucht. Hier müssen wir die Vernetzung
stärken, gerade im Bezug zu Pflegeeinrichtungen“. Dr. Olaf Gaus stimmte
dem zu und äußerte sich darüber, dass man der Initiative „Virtuelles Krankenhaus“
des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes
Nordrhein-Westfalen entgegenkommen wolle. In dem von ihm vorgestellten
Konzept geht es darum, die insgesamt ständig wachsenden
Ressourcenbedarfe im Gesundheitswesen durch intelligente, digitale
Kommunikations- und Informationsstrukturen effizient miteinander zu
verbinden. Gerade in der häuslichen Versorgung stößt man schnell an
Versorgungsgrenzen und daher sei es wichtig, digitale Kommunikations-
und Informationsstrukturen intersektoral einzusetzen, um mit den zu
Pflegenden, den Patienten und Bürgern eine hohe Akzeptanz des Ansatzes
durch die Realisierung weiterer Versorgungsnutzen zu erreichen.
In
einer einjährigen wissenschaftlichen Studie „Patient-Focused Care –
Digital unterstützte Patientenautonomie durch intersektorale Vernetzung“
würde untersucht werden, wie Lösungswege zur optimierten Vernetzung auf
der Grundlage eines „Care@Home-Prinzips“ aussehen könnten. Durch
Interviews und Workshops mit verschiedenen Akteuren, wie z. B.
Hausärzten, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen aber auch Patienten und
Bürgern, sollen Akzeptanzfragen geklärt und fachliche sowie technische
Bedarfe ermittelt werden. Möglichkeiten der Umsetzung würden auf
Grundlage der Studie anschließend in einem Entwicklungsprojekt vor Ort
erprobt werden.
„Die
Wertschöpfung muss in der Region bleiben und auch Unternehmen können in
einem solchen Projekt unterstützend mitwirken“, motivierte der Landrat
eine weitere Perspektive der Gesundheitsentwicklung im Kreis. Er betonte
die Bedeutung der Verknüpfung verschiedener Akteure, wodurch mehr
Strahlkraft über die Grenzen des Kreises hinaus erzeugt würde. Vor
diesem Hintergrund, so Hallerbach, wäre es aus seiner Sicht vorteilhaft,
die Gemeinschaftsinitiative „Wir Westerwälder“,
welche durch die Landkreise Altenkirchen, Westerwaldkreis und Neuwied
getragen wird, einzubinden. Der Kreis Altenkirchen ist bereits
Kooperationspartner der Modellregion und hat die Studie „NäPa – Digitale
Unterstützung von Nichtärztlichen PraxisassistentInnen für Hausbesuche
bei PatientInnen im Kreis Altenkirchen“ abgeschlossen und plant derzeit
ein Entwicklungsprojekt.
Martina Thelen und Landrat Hallerbach möchten sich im nächsten Schritt mit der Expertenkommission Neuwied und der Initiative „Wir Westerwälder“ beraten. Die diskutierte Studie „Patient-Focused Care“ mit dem Kreis Neuwied könnte – so derzeitige Überlegungen – gut in das Modellvorhaben „Smarte.Land.Regionen“ passen, welches vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert wird. Entsprechende Mittel vom Ministerium wurden dem Kreis bereits in Aussicht gestellt. Das Programm fördert Entwicklungen und Umsetzungen digitaler Lösungen im ländlichen Raum.