Foto: Der Berater für die Kommunen der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz, Arkadius Adamczyk, berichtete den Mitgliedern des Ausschusses, dass 40 % aller (angehenden) Mediziner „eine Aversion gegen ein Leben auf dem Land“ habe und selbst Städte mit 10.000 Einwohnern bei einem Drittel der jungen Ärzteschaft als unattraktiv angesehen werden.
Der Landrat weiß: „Der Anteil der 65Jährigen und Älteren in den kommenden Jahren deutlich wachsen, während es immer weniger junge Menschen und Menschen im Erwerbsalter geben wird. Das ist kein Neuwied-spezifischer Trend, sondern eine Entwicklung, die das statistische Landesamt vielen ländlich geprägten Kreisen vorhersagt. Die Folge: Ältere, teils sogar Hochbetagte mit multi-morbiden Krankheitsbildern sehen sich u.a. einer kleiner werdenden Anzahl von Haus- und Fachärzten gegenüber. Das heißt für uns, dass wir alle Möglichkeiten nutzen müssen, um die ärztliche Versorgung der Zukunft zu sichern.“
Dass dabei ländliche Regionen zunächst einmal einen deutlichen Nachteil haben, ist die Bilanz von Arkadius Adamczyk, bei der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz zuständiger Berater für die Kommunen. 40 % aller (angehenden) Mediziner haben „eine Aversion gegen ein Leben auf dem Land“. Selbst Städte mit 10.000 Einwohnern können bei einem Drittel der jungen Ärzteschaft nicht punkten, so sein ernüchterndes Fazit.
Unter anderem mit unterschiedlichen Konzepten des Regionalmarketings und für die Anwerbung junger Medizinerinnen und Mediziner (ein geplantes Mediziner-Camp musste Corona-bedingt auf 2021 verschoben werden) will der Kreis dem „Landfrust“ ganz gezielt entgegenwirken.
Ein weiterer Schlüssel für die gute medizinische Versorgung liegt – so der Ausschuss – in der Digitalisierung. Das Bundes-Modellprojekt „Smarte LandRegionen“ soll der Daseinsvorsorge in ländlichen Regionen zusätzlichen Schwung geben – und so im Idealfall nicht nur die Gesundheitsversorgung mittels „Digitalem Gesundheitsbüro“, sondern auch noch andere Lebensbereiche wie Mobilität, Nahversorgung, Ehrenamt etc. gleich mit bedienen. „Wir haben es hier in die nächste Runde der Bewerberauswahl geschafft. Nun heißt es „Daumen drücken“, dass wir die Zusage bekommen, uns zukunftsfest aufzustellen – unterstützt mit der erhofften Förder-Million vom Bund“, hofft Landrat Achim Hallerbach auf die Auswahl als „Smarte LandRegion“.
In einem anderen Projekt war der Landkreis übrigens schon erfolgreich.
Das Förderprogramm zum Aufbau gesundheitsförderlicher Steuerungsstrukturen beschert dem Landkreis in den kommenden fünf Jahren rund 210.000 Euro Fördergelder. Damit sollen insbesondere für besonders vulnerable, sprich: verletzliche, Zielgruppen präventive Angebote der Gesundheitsförderung etabliert werden. Begleitet wird das Projekt im Neuwieder Gesundheitsamt von Rita Hoffmann-Roth, die dem Ausschuss u.a. darüber berichtete, dass in wenigen Wochen der Kreis-Gesundheitsmanager die Arbeit aufnimmt.