Ausgewertet wurden für das Ranking der Kommunen insgesamt 29 makro- und sozialökonomische Indikatoren aus den übergeordneten Bereichen: Demografie, Arbeitsmarkt, Wettbewerb und Innovation sowie Wohlstand und Soziale Lage. Am besten schneidet der Kreis dabei in der Kategorie „Demografie“ ab. Die so genannte Fertilitäts- oder Geburtenrate und der Anteil junger Erwachsener bescheren dem Kreis hier sogar Platz 201.
Zum weniger guten Abschneiden in der Kategorie Arbeitsmarkt (Rang 274) tragen die Indikatoren Arbeitsplatzdichte, Arbeitslosenquote, Schulabbrecherquote und unbesetzte Ausbildungsstellen bei. Indizes für Wettbewerb und Innovation (292) sind etwa die Anzahl der Top 500 Unternehmen und das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Kriminalitätsrate, der Anteil der in Bedarfsgemeinschaften lebenden Personen und die Kommunale Schuldenlast gehören zu den Indikatoren für Wohlstand und Soziale Lage (271).
In Landrat Achim Hallerbachs Brust schlagen angesichts der Ergebnisse der Studie zwei Herzen: Zum einen zeigt der Landrat sich skeptisch gegenüber der einen oder anderen Einstufung des Landkreises Neuwied, die so für ihn nicht nachvollziehbar, weil kaum gestaltbar oder beeinflussbar ist. Andererseits lasse die Studie aber auch erkennen, wo Handlungsbedarf besteht und dass längst nicht überall in Rheinland-Pfalz der Boden für die Zukunft gut bestellt ist.
„Wie sinnvoll diese Art von Studien ist, sei mal dahingestellt. Für uns sprechen Tatsachen wie der Zuzug vieler Familien, die hier Arbeit haben, gute Infrastruktur und Kinderbetreuung, gute Schulen und einen hohen Erholungswert vorfinden. Außerdem wissen wir auch ohne Zukunftsatlas, dass die heimische Wirtschaft dringend optimierte Rahmenbedingungen braucht, wir für noch bessere Kita-Betreuungsangebote und ein bedarfsgerechtes Wohnraumangebot sorgen müssen. Daran arbeiten wir im Rahmen unserer Möglichkeiten. Gegenüber der Deutschland-Studie vom vergangenen Jahr, die uns einen bemerkenswert schlechten 335. Rang eingebracht hatte, stehen wir laut Zukunftsatlas jedenfalls deutlich besser da.“
Dies kann aber nach Auffassung von Landrat Achim Hallerbach nicht darüber hinwegtäuschen, dass insgesamt keinem rheinland-pfälzischen Landkreis und keiner kreisfreien Stadt beste oder sehr hohe Zukunftschancen (Kategorie 1 und 2) zugesprochen werden. In die 3. und viertbeste Kategorie der Kommunen mit hohen bzw. leichten Chancen schaffen es gerade einmal 9 der 36 Kreise und kreisfreien Städte unseres Bundeslandes. Neuwied fällt - u.a. gemeinsam mit 20 weiteren rheinland-pfälzischen Städten und Kreisen - in Kategorie 5 von 8. Stattdessen reihen sich gleich vier rheinland-pfälzische Kommunen unter den 10 bundesweiten Absteigern (im Vergleich zum Zukunftsatlas 2004) ein.
„Angesichts der Indikatoren, die die Zukunftsfähigkeit maßgeblich bestimmen, sehe ich hier auch die Landespolitik in der Pflicht. Sie muss in erster Linie Sorge tragen für ein investitions- und innovationsfreundliches Wirtschaftsklima, für einen gerechten Kommunalen Finanzausgleich, der uns in die Lage versetzt, Zukunft eigenverantwortlich gestalten zu können - sprich: für gleichwertige Lebensverhältnisse zu sorgen und attraktiver Wirtschaftsstandort zu sein“, fasst der Landrat den Handlungsbedarf aus dem Zukunftsatlas zusammen.