Der Gitarrist Iwo Iwanov trug zur musikalischen Umrahmung sehr einfühlsam für die Biedermeierzeit passende Musikstücke von italienischen Komponisten vor. Museumsdirektor Bernd Willscheid beschrieb in seiner Einführungsrede die Stadt Neuwied in damaliger Zeit mit ihrer politischen Situation, ihren Bewohnern, deren Erwerbstätigkeit, die Sehenswürdigkeiten der Stadt, aber auch die Bildungs- und sozialen Einrichtungen. Bemerkenswert seien die vielen hier ansässigen Schreinermeister gewesen, wenn heute auch nur noch wenige Namen bekannt sind. Einige Möbel dieser Schreinermeister werden auch in der Ausstellung präsentiert.
Koblenzer Maler der Rheinromantik stellten auf ihren Gemälden verschiedene Ortschaften und Gebäude am Mittelrhein dar. So finden sich in der Ausstellung Ansichten von Neuwied, der Abtei Rommersdorf, Schloss Arenfels bei Bad Hönningen, die Apollinariskirche Remagen, die Burgruine Rheinfels oder die Loreley. Portraits von Neuwieder Künstlern mit Bildnissen der Bürger der Stadt bilden eine weitere Gruppe der ausgestellten Kostbarkeiten. „Das Portrait war Bestandteil der biedermeierlichen Wohnkultur und fand meist im Wohnzimmer seinen Platz.“, betont Willscheid. Typisch für diese Zeit seien auch Gläser sowie Porzellantassen und –teller, bemalt mit Landschafts- und Gebäudeansichten, als Souvenir für die immer weiter ansteigende Zahl der Rheinreisenden. Das Biedermeier, dessen Name sich aus einer Verschmelzung von zwei erfundenen Spießbürgertypen „Biedermann“ und „Bummelmaier“ ergab, habe sich in einer Spannung von bürgerlicher Kultur und politisch sozialem Aufbruch vor der Märzrevolution 1848 befunden.
Besondere Höhepunkte in der Ausstellung sind der Schreibsekretär des Neuwieder Schreiners Gerhard Wenz sowie der „Raiffeisen-Salon“ aus dem Haus Heddesdorf bei Neuwied, in dem der berühmte Genossenschaftsgründer bei seinen Besuchen gerne Platz nahm und dem Neuwieder Landrat seine Anliegen vorbrachte. Neben mehreren Näh- und Spieltischen, Stühlen, Kommoden oder einem Kanapee (Sofa) sind ein Bett aus dem Besitz der Familie Goethe oder auch ein Blumenbouquet als „Haarbild“ mit Haaren von Mitgliedern der damaligen wiedischen Fürstenfamilie fast schon Kuriositäten. Portraits der Maler Ernst Deger, Franz Ittenbach und Karl Müller, Künstler, die auch an der Ausmalung der Apollinariskirche Remagen mitwirkten, zeigen Persönlichkeiten aus der Neuwied-Koblenzer Region und sind Malerei von hoher Qualität.
Zur Ausstellung erschien ein reich bebilderter Katalog. Weiter ist ein umfangreiches Begleitprogramm geplant:
Sonntag, 25.08.2019, 11.00 Uhr
Vortrag: Die aus Dierdorf stammende Kunsttischlerfamilie Kaulbach in Arolsen
Dr. Thomas Dann, Detmold
Donnerstag, 05.09.2019, 19.00 Uhr
Lesung (Westerwälder Literaturtage): Die neue Völkerwanderung
Asfa-Wossen Asserate
Sonntag, 22.09.2019, 17.0Uhr
Kammerkonzert mit Heidi Klusmeier
Sonntag, 29.09.2019, 11.00-16.00 Uhr
Kunstberatung mit TV-Experte Christoph Bouillon (Kunst und Krempel) von VAN HAM Köln
Dienstag, 08.10.2019, 18.30 Uhr
Lesung: Von Einzellern und Vielzellern
Regina Gräfin Stolberg, Bad Ems
Donnerstag, 17.10.2019, 18.30 Uhr
Lesung: Die Feder in der Hand bin ich eine ganz andre Person - Carmen Sylva (1843-1916). Leben und Werk
I.D. Isabelle Fürstin zu Wied, Dr. Silvia Irina Zimmermann und Bernd Willscheid
Donnerstag, 24.10.2019, 18.30 Uhr
Vortrag: Die Rheinreise der englischen Königin Victoria
Bernd Willscheid
Dienstag, 29.10.2019, 18.30 Uhr
Vortrag: Restaurierungsansätze für historische Möbel – am Beispiel eines Biedermeiernähtischchens
Matthias Cropp, Kronberg
Donnerstag, 07.11.2019, 18.30 Uhr
Vortrag: Die Düsseldorfer Malerschule zwischen Spätromantik und Biedermeier. Porträts von Carl Ferdinand Sohn und Otto Grashof
Hendrik Olliges M. A., Düsseldorf
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung
Sonntag, 08.09.2019, 15.30 Uhr
Sonntag, 13.10.2019, 14.30 Uhr
Sonntag, 27.10.2019, 14.30 Uhr
Sonntag, 10.11.2019, 14.30 Uhr
Roentgen-Museum
Öffnungszeiten
Di. – Fr. 11-17 Uhr
Sa., So. und Feiertage 14-17 Uhr
Montags geschlossen
Samstags freier Eintritt