Landrat Achim Hallerbach erklärte hierzu: „Die Schaffung eines stationären Hospizangebotes im Landkreis Neuwied ist mir persönlich seit einigen Jahren ein ganz besonderes Anliegen. Die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung im Landkreis Neuwied wird zweifelsfrei auf allen fachlichen Ebenen gesehen. Dies zeigten die zahlreichen Veranstaltungen und Diskussionen in den vergangenen Monaten. Alle Beteiligten erkennen die Arbeit der bereits existierenden Palliativstationen bei den Krankenhäusern sowie der ambulanten Hospize an. Leider fehlt es jedoch im gesamten Landkreis an einer festen und ergänzenden Einrichtung zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen.“
Über die konkreten Pläne informierten der Vorsitzende des Vorstandes der Marienhaus Stiftung, Dr. Heinz-Jürgen Scheid und der Leiter der Marienhaus Hospize, Christoph Drolshagen den Landrat. Gegenstand des Gespräches war vor allem auch die Standortfrage eines künftigen stationären Hospizes. „Bekannt ist ja, dass es potentielle Standorte in Linz und Neuwied gab. Ich hatte mich auf Bitten aller Beteiligten gemeinsam mit meinem Kollegen 1.Kreisbeigeordneter und Sozialdezernent Michael Mahlert bereits im Vorfeld ergebnisoffen in die Standortsuche eingebracht. Gewünscht wurde von der Marienhaus-Unternehmensgruppe von Anfang an ein möglichst von Krankenhäusern und Palliativstationen losgelöster eigenständiger Standort“, konstatiert Landrat Achim Hallerbach. Die Marienhaus-Vertreter legten anhand von Zahlen und Fakten sowie konkreter Flächenangebote ihre Vorstellungen und Bereitschaft für ein Engagement in Neuwied dar.
„Unser Wunsch wäre ein Standort mehr in der Mitte des Landkreises, mehr in Richtung Norden. Hier haben wir auch entsprechende Grundstücksvorschläge zwischen Rheinbrohl, Bad Hönningen und Linz unterbreitet. Leider haben diese Grundstücksalternativen nicht den gesetzten Bedingungen entsprochen und erhielten keinen Zuspruch“, bedauert Landrat Achim Hallerbach.
Die Hauptkriterien für den Standort Neuwied sind nach Meinung der Marienhaus-Hospize beispielsweise die Entfernung und das Vorhandensein von konkurrierenden – einschließlich in Bad Ems und Hennef geplanter – Einrichtungen, die Bevölkerungsdichte und daraus resultierender Bedarf in der Region sowie die verkehrstechnische Erreichbarkeit aus dem Kreis Neuwied. Hierzu wurde ermittelt, dass bei einem Standort Neuwied 95 Prozent der Hospizgäste aus einem Umkreis von 30 Kilometern stammen. Dies entspricht einer errechneten Fahrzeit von 36 Minuten. Der ermittelte Bedarf des Hospizes geht von 10 bis 14 Betten aus.
Landrat Achim Hallerbach sieht ebenfalls, dass aufgrund der demografischen Entwicklung die Menschen deutlich älter und damit auch pflegebedürftiger werden und somit ein deutlicher Hospiz-Bedarf im Norden des Landkreises bestehe. In anderen Hospizen haben im vergangenen Jahr zahlreiche Abweisungen von Betroffenen stattgefunden. „Wir sollten weiterhin mit aller Kraft ein Trägerkonsortium unter Einbeziehung des Linzer Fördervereins für Hospizarbeit für einen weiteren möglichen Hospiz-Standort im Großraum Linz in Betracht ziehen. Denkbar wäre ein Angebot im ehemaligen Schwesternhaus neben dem Linzer Krankenhaus. Ruhige Lage, wunderbarer Ausblick, viel Natur und Landschaft. Für Menschen, die in einem stationären Hospiz ihre letzte Phase des Lebens verbringen, sollten auch die äußerlichen Rahmenbedingungen passen. Dies könnte ich mir sehr wohl auf der Höhe Roniger Hof vorstellen,“ betont Achim Hallerbach. In diesem Zusammenhang würdigt er das bisherige Engagement des in Linz ansässigen Fördervereins für Hospizarbeit, dem sich mittlerweile über 100 Mitglieder angeschlossen haben.
Ein möglicherweise ergänzendes Angebot für den ländlichen Raum sieht Landrat Achim Hallerbach im so genannten „Ratinger Modell“. Das dortige St. Marien-Seniorenhaus unterhält in Zusammenarbeit mit der Hospizbewegung Ratingen einen Wohnbereich für palliative Pflege mit hospizlicher Betreuung. Das wohnortnahe Angebot wurde 2009 mit dem Gesundheitspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Dies sei jedoch kein Ersatz für ein stationäres Hospiz im nördlichen Kreisgebiet, könne jedoch ein ergänzendes Angebot darstellen.
„Ich
bin mir ganz sicher: alle Mitwirkenden behalten als Hauptziel im Fokus ihres
Handelns, dass schwerkranke Menschen ihrem ursprünglichen Wohnort und
persönlichen Umfeld möglichst nahe bleiben sollen; auch dann, wenn eine Pflege
in der eigenen Wohnung nicht mehr möglich ist“, bewertet Landrat Hallerbach die
bisherigen Gespräche.