In einer Sitzung des Beirates berichtete Kornelia Valerius (Mitglied im Blinden- und Sehbehindertenverein für Neuwied und Umgebung e.V.) von den Schwierigkeiten der blinden und sehbeeinträchtigten Menschen bei der Nutzung des ÖPNV. Der 1. Kreisbeigeordnete und Sozialdezernent Michael Mahlert entwickelte im Gespräch mit Frau Valerius anschließend die Idee einer gemeinsamen Busfahrt.
Zusammen mit Landrat Achim Hallerbach sowie dem Busunternehmen MVB GmbH, vertreten durch Axel und Kim Zickenheiner, der Abteilungsleiterin für Planen und Umwelt, Helga Zoltowski, der Senioren- und Behindertenbeauftragten Carina Breßler sowie dem Blinden- und Sehbehindertenverein für Neuwied und Umgebung e.V., wurde dann eine Busfahrt unternommen.
Zu Beginn der Fahrt lobte Landrat Hallerbach die Bereitschaft der beeinträchtigten Bürgerinnen und Bürger und des Busunternehmens, gemeinsam in der Praxis über Problemlagen zu sprechen und nach Lösungen zu suchen. „Auch wenn nicht alle Probleme sofort gelöst werden können, so können doch Weichen für die Zukunft gestellt werden. Bildungsarbeit in Form von Aufklärung über die beeinträchtigungsbedingten Barrieren bei der Nutzung des ÖPNV hilft hier ganz konkret, die Situation für Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung in Zukunft zu verbessern“, sind sich Landrat Hallerbach und 1. Kreisbeigeordneter Mahlert einig.
Elisabeth Fackert, Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins für Neuwied und Umgebung e. V., ermöglichte den sehenden Mitfahrern mit präparierten Brillen, einmal selbst die Erfahrung zu machen, in einem Bus mitzufahren ohne die Umgebung erkennen zu können. Durch diese Erfahrung wurde auch deutlich, wie wichtig beispielsweise Lautsprecherdurchsagen zu Haltestellen sind. Dass dort die Lautstärke der Durchsagen oft nicht ausreicht, wenn alte Straßenbeläge den Geräuschpegel im Businnern erhöhen, wurde den Mitfahrenden selbst bewusst. Ebenso machten die Mitglieder des Vereins darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, möglichst dicht am Bordstein aussteigen zu können. So ist es für Personen mit Blindenführhund besonders schwierig, wenn der Hund über die Lücke zwischen Bord und Busausstieg springen muss. Für die blinde Person kann dies eine gefährliche Situation darstellen, in der es zu Stürzen kommen kann. Axel Zickenheiner ging offen auf die Fragen und Hinweise der Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenvereins ein und betonte, dass konstruktive Kritik für die Verbesserung wichtig sei. Gleichzeitig hofft er auch auf Verständnis für seine Mitarbeiter, die mitunter mehrere hundert Personen am Tag befördern und nicht immer sofort wissen können, welche Person beispielsweise die Absenkung des Busses benötigt und welche nicht. „Kommunikation ist auch hier wieder das ausschlaggebende Mittel“, merkt der Unternehmer an.
Gemeinsam mit der Senioren- und Behindertenbeauftragten des Kreises Neuwied soll ein Anforderungskatalog erstellt werden, anhand welchem das Unternehmen prüfen kann, an welchen Stellen Verbesserungen auch ohne großen finanziellen Aufwand möglich sind.