Dieses in seiner Leichtigkeit
und Schlichtheit beeindruckende klassizistische, mit Mahagoni furnierte Möbel
steht auf schwenkbaren Fußrollen und kann zum Gebrauch leicht herangezogen und
von zwei Seiten benutzt werden. Die mit goldgeprägtem roten Leder bezogene
rechteckige Abdeckplatte dient als Schreibunterlage und lässt das Möbel als ein
in Frankreich bereits Ende des 17. Jahrhunderts modern gewordenes bureau plat erscheinen. Lose auf die
Zarge aufgesetzt, kann die Platte von Hand umgedreht werden. Der dann sichtbare Filzbelag auf der
Rückseite erlaubt die Nutzung des Tisches für das Würfel- und Kartenspiel.
Unter der abnehmbaren Tischplatte erscheint ein vertieft liegender Spielkasten
für das Tric-Trac, ein seit dem späten Mittelalter in Frankreich bekanntes
Spiel mit Würfeln und Steinen, das im 18. Jahrhundert große Verbreitung fand
und heute eher unter dem Namen Backgammon bekannt ist. Der herausnehmbare
Tric-Trac-Kasten weist auf der Rückseite ein herausziehbares und beidseitig zu
verwendendes Spielbrett für Schach und Dame auf. Die vier abschraubbaren
Tischbeine, die mit Messing ausgeschlagenen Kanneluren und ummantelten Profile
an Zarge und Beinen sowie die in eine Nut eingeschobenen Böden der vier
Schubkästen sind typische Merkmale der europaweit bedeutenden Neuwieder
Roentgen-Manufaktur.
Nach den schon von Abraham Roentgen in den 1760er Jahren entwickelten frühen Verwandlungstischen ist das Möbel mit seinen fünf Verwendungsmöglichkeiten eine weitere Variante eines Roentgenschen Schreib- und Spieltisches, ein bisher nicht bekanntes Beispiel eines eng am Pariser Vorbild orientierten Entwurfsmodells. Es gewährt uns - nicht nur mit seiner französischen Provenienz - einen weiteren Einblick in die eher wenig bekannte Aktivität der Roentgens in Paris.
Die Präsentation des Schreib- und Spieltisches von David Roentgen findet am Mittwoch, 22. November 2017, um 18.00 Uhr im Festsaal des Roentgen-Museums Neuwied statt. Landrat Rainer Kaul und Museumsdirektor Bernd Willscheid laden hierzu ein. Nach Grußworten der Dezernentin Dr. Stephanie Tasch von der Kulturstiftung der Länder, von Claudia Oetker vom Vorstand der Otto Wolff Stiftung und des Generalsekretärs Dr. Martin Hoernes von der Ernst von Siemens Kunststiftung wird Dr. Achim Stiegel, Kurator der Möbelsammlung des Kunstgewerbemuseums Berlin, in einem Vortrag das neu erworbene Roentgenmöbel vorstellen.