Kita-Novelle muss dringend Entlastung bringen

Auf geteilte Reaktionen bis hin zu großem Unverständnis stoßen beim 1. Kreisbeigeordneten und zuständigen Dezernenten für die Kindertagesstätten, Achim Hallerbach, Äußerungen von Bildungsministerin Hubig. Diese hatte sich in einem Interview dazu geäußert, wie sie sich die Zukunft der Bildung im Land vorstellt.

Foto: Auf Unverständnis stoßen beim 1. Kreisbeigeordneten Achim Hallerbach, Äußerungen von Bildungsministerin Hubig. Diese hatte sich in einem Interview dazu geäußert, wie sie sich die Zukunft der Bildung im Land vorstellt. Wesentliche Knackpunkt-Themen, wie die Gruppengrößen und der notwendigen Personalausstattung, bis hin zum Personalmangel, die dem 1.Kreisbeigeordneten besonders am Herzen liegen, habe die Ministerin leider in ihrem Interview wohl bewusst ausgespart. Das Foto zeigt Hallerbach im Gespräch mit KiTa-Expertinnen und Trägern.„Die Themen, mit denen Ministerin Hubig zitiert wird, sind durchaus wert und wichtig, in einer Kita-Novelle bedacht zu werden. Das gilt in erster Linie für die angekündigte Überprüfung des viel zu komplexen Finanzierungssystems oder auch den Gedanken, Leitungsdeputate verbindlich vorzugeben. Im Hinblick auf das sogenannte Konnexitätsprinzip sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung“, konstatiert Hallerbach.

Wesentliche Knackpunkt-Themen, wie die Gruppengrößen und der notwendigen Personalausstattung, die Herausforderungen bei den ein- und zweijährigen Kleinkindern, diverse Förderungen, Leitungsfreistellungen, bis hin zum Personalmangel, die dem 1.Kreisbeigeordneten besonders am Herzen liegen, habe die Ministerin leider in ihrem Interview wohl bewusst ausgespart:

„Wir wissen sehr genau, dass die Erzieherinnen und Erzieher tagtäglich eine qualitativ hochwertige und sehr engagierte Arbeit leisten. Hier zusätzliche Verpflichtungen zur Qualifizierung vorzusehen und immer wieder neue und zusätzliche Forderungen an die Kitas zu stellen, ist kontraproduktiv und schießt über das eigentliche Ziel deutlich hinaus. Denn bereits heute fehlt vielen pädagogischen Fachkräften die Zeit oder der Freiraum, Fort- und Weiterbildungsangebote überhaupt zu nutzen. Das sehen wir selbst bei den Angeboten, die wir hier auf Jugendamtsebene initiieren. Und das gilt erst recht für Angebote, die zentral in Mainz stattfinden. Wer sich für mehr Qualität stark macht, kommt um ein verbindlich festgeschriebenes Mehr an Personal nicht herum“, unterstreicht Hallerbach und setzt sich deshalb für eine angemessene Personalausstattung der Kitas ein.

„1,75 Stellen im Kindergarten pro Gruppe oder 2,0 Stellen in der Krippe sind da bei weitem nicht mehr zeitgemäß. Wenn die Personalausstattung stimmt, haben Erzieherinnen und Erzieher auch Zeit, um beispielsweise an Maßnahmen der Qualitätsentwicklung und -sicherung teilzunehmen und sich um eine gelingende Elternbeteiligung in ihren Kitas zu kümmern“, so der 1.Kreisbeigeordnete Achim Hallerbach weiter.

Dasselbe gilt übrigens auch für die Kitaträger. „In unserem Landkreis ist die Trägerlandschaft traditionell so geprägt, dass viele Ortsgemeinden oder auch örtliche Kirchengemeinden Träger von Kitas sind. Dahinter stehen in erster Linie ehrenamtlich Tätige (ob in Presbyterien, als Ortsbürgermeister oder Ortsgemeinderäte usw.).

Für sie alle ist der Kita-Bereich nur ein kleiner Ausschnitt aus der umfassenden Palette von Aufgaben der Daseinsvorsorge. Da gehört schon jetzt im Ehrenamt viel persönliches Engagement und Einsatzbereitschaft dazu, sich diesen Aufgaben zu widmen“. Eine Verpflichtung von Trägern zur Teilnahme an Qualifizierungsmaßnahmen kann sich nach Hallerbachs Eindruck nur gegenteilig auswirken.

Eine Beachtung der alltäglichen Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher durch die Ministerin würde auch das Verständnis bei politischen Entscheidungsträgern deutlich ausbauen und verbessern, ist er sich sicher.

„Überprüfen sollte das Land deshalb auch den administrativen Aufwand, mit dem Kitas betrieben werden. Erzieherinnen und Erzieher – gerade in Leitungsfunktionen – haben heute so viele Verwaltungsaufgaben zu erledigen, dass ihre eigentliche Qualifikation als pädagogische Fachkräfte immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird. Das frustriert ganz enorm.“

Abhilfe schaffen könnte nach Hallerbach Vorstellung etwa der Einsatz einer Verwaltungskraft – vergleichbar der Schulsekretärin –, die die Leitungen und auch die oft ehrenamtlich tätigen Träger ganz wesentlich entlastet.

„So würde man gleich für zwei sprichwörtlich tragende Verantwortungsbereiche in der Kita-Landschaft eine Verknüpfung und Professionalisierung und die dringend nötige Entlastung erreichen können“, betont Hallerbach. 

„Wir hoffen sehr, dass unsere diesbezüglichen Anregungen an das Bildungsministerium Gehör finden und bei der Kita-Novelle berücksichtigt werden“, bringt Hallerbach seine Erwartungen zum Ausdruck.

„Das rheinland-pfälzische Kindertagesstättengesetz bröckelt auseinander und braucht mehr als Schönheitsreparaturen und einen neuen Anstrich. Um den in den letzten Jahren immer weiter gewachsenen Anforderungen des Kita-Feldes gerecht zu werden, ist eine Generalsanierung dringend vonnöten“, so Achim Hallerbach abschließend.


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