Angesichts eines 90%-igen Ertragsausfalls über alle Obstsorten bleibt dem Ehepaar nur der Galgenhumor. Achim Hallerbach schiebt die Zweige eines Apfelbaumes auseinander – Sorte Braeburn. Stirnrunzelnd betrachtet er den einzigen sichtbaren Apfel. Der seltene Lichtblick in der weiträumigen Anlage ist der Boskoop. „Diese Apfelsorte hat fast vier Wochen lang geblüht. Deshalb haben diese Bäume einen annähernd normalen Behang,“ erklärt Frank Nickenig.
„Kann ein Betrieb solche Ausfälle kompensieren?“ fragt sich Achim Hallerbach und weist auf die Möglichkeit hin, staatliche Beihilfen für eingetretene Elementarschäden zu beantragen. Das Frostereignis mit Nachttemperaturen von unter -5° Celsius gerade in der Blütezeit von Apfel- und Kirschbäumen wurde als ein solches Schadenereignis anerkannt, da der Obstbau bis weit über die Grenzen von Rheinland-Pfalz extrem geschädigt wurde. Der Obsthof Birkenbeil war bereits von der Unteren Landwirtschaftsbehörde der Kreisverwaltung Neuwied auf die Möglichkeit der Antragstellung hingewiesen worden. Doch Bärbel Birkenbeil winkt ab. „Zum Glück sind wir nicht vollständig von unseren vier Hektar Obstbau abhängig und erzielen noch Einkünfte aus außerlandwirtschaftlicher Tätigkeit. Die Vordrucke für die Entschädigungsanträge sind zwar alles andere als selbsterklärend, aber diese hätten wir schon ausgefüllt bekommen. Doch ich denke, andere Betriebe, die ausschließlich vom Obstbau leben, haben die Entschädigungszahlungen nötiger als wir.“
Die Sorge des 1.Kreisbeigeordneten Achim Hallerbach, dass mit dem Obsthof Birkenbeil ein weiterer Obstproduzent die Lust am Apfel- und Kirschanbau verlieren könnte, wird von Frank Nickenig ausgeräumt. „Wir machen weiter!“ und verweist auch auf seine Produktion von Edelbränden.
Tatsächlich gibt es im Landkreis Neuwied nur wenige Obstproduzenten. „Der Stuxhof in Unkel hat den Anbau von Äpfeln und Kirschen bereits vor einigen Jahren eingestellt. Grund war die starke Frostgefährdung insbesondere aufgrund der dortigen topographischen Lage,“ berichtet Thomas Ecker von der Unteren Landwirtschaftsbehörde der Kreisverwaltung..
Das Obstgut Müller in Torney hat mit seiner Frostschutzberegnung eine Strategie entwickelt, um das Frostschadensrisiko einzudämmen. Dabei wird die Anlage in Frostnächten mit Wasser besprüht. Durch das Gefrieren der Tröpfchen um die Blüten und Knospen entsteht Kristallisationswärme, welche die Fruchtanlagen vor dem Erfrieren schützt. Thomas Ecker: „Ganz ohne Schäden ist das Frostereignis allerdings auch beim Obstgut Müller nicht vorübergegangen. Zudem ist der Aufwand für diese Beregnung recht hoch.“
Die Produktion von hochwertigen regionalen Produkten hat ihren Preis. „Wird dieser vom Verbraucher honoriert, so wird auch der Tisch weiterhin mit regionalen Produkten gedeckt sein,“ ist sich Achim Hallerbach sicher. Hier verweist er auf die von ihm initiierte Veranstaltungsreihe LANDreisen mit Vortragsveranstaltungen zu unterschiedlichen landwirtschaftlichen Themen, um Landwirte und Verbraucher in einem gemeinsamen Dialog zusammenzuführen und für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse von Rhein, Wied und Westerwald zu werben.