Die abnehmende gesellschaftliche Akzeptanz der landwirtschaftlichen Produktionsweise betrachtet VLF-Chef Ehrenstein mit Sorge: „Auch wenn die Landwirtschaft an Rhein, Wied und Westerwald eine umweltschonende Wirtschaftsweise pflegt, stehen die hiesigen Landwirte am selben Pranger wie die Intensivveredelungsstandorte am Niederrhein und im Münsterland.“
Der 1. Kreisbeigeordnete des Landkreises Neuwied und zuständige Dezernent für die Untere Landwirtschaftsbehörde Achim Hallerbach, bestätigte den Landwirten in seinem Grußwort auch gleich eine nachhaltige und umweltverträgliche Produktionsweise. „Nitratbelastung im Trinkwasser ist bei uns kein Thema! Wasserversorger und Landwirte arbeiten vorbildlich zusammen“, so sein Statement für die heimische Landwirtschaft. Auch in den Bereichen Landschafts- und Naturschutz sieht er die Landwirte als verlässliche Partner für die Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft, und sicherte ihnen seine Unterstützung zu. Dabei verwies er auf die Veranstaltungsreihe LANDreisen, die als Ergänzung zum Beratungsangebot der anderen Akteure den landwirtschaftlichen Familien Anregungen zu alternativen Einkommensmöglichkeiten, einem stressarmen Umgang mit Rindern oder zur Erhaltung ihrer Liquidität bieten soll.
Im Hinblick auf die vergangene Vogelgrippe lobte Achim Hallerbach den Einsatz und das Engagement von Amtstierärztin Ilonka Degenhardt, die im Nachmittagsprogramm der Tagung den Verlauf einer landesweiten Tierseuchenübung aus amtstierärztlicher Sicht schilderte. In diesem Szenario wurde der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in einem landwirtschaftlichen Milchviehbetrieb und im Neuwieder Zoo simuliert. Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW und Polizei übten gemeinsam mit dem amtstierärztlichen Regionalverbund der rechtsrheinischen Landkreise.
Matthias Quiring aus Rüscheid, auf dessen Hof die Übung stattfand, berichtete mit bewegenden Worten, wie sich ein Landwirt wohl fühlen muss, wenn sein gesamter Tierbestand zur Verhinderung der weiteren Seuchenübertrag getötet werden soll.
Dr. Lasse Klingbeil vom Institut für Geodäsie der Uni Bonn referierte zum Thema „Drohneneinsatz in der Landwirtschaft“. Er schilderte die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Drohnen in der Entwicklungs- und Schadensbeurteilung landwirtschaftlicher Kulturen und im Aufspüren von Rehkitzen vor der Mahd von Wiesen. Der effiziente Einsatz dieser Robocopter setzt eine Fülle von Flächendaten voraus, die auf elektronischem Wege zur Verfügung stehen müssen.
Datenhoheit und Datensicherheit war denn auch das Thema des nächsten Referenten. Dr. Wolfgang Schneider vom Dienstleistungszentrum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück warnte eindringlich vor einer zentralen Datensammlung von Flächen-, Anbau- und Klimadaten. Diese Daten seien das Ergebnis langjähriger bäuerlicher Erfahrungen in der Anbaugüte und Produktionstechnik regionaler Standorte. „Diese Wertschöpfung darf nicht aus der Landwirtschaft herausfließen und internationalen Industrie- und Investmentkonzernen uneingeschränkt zur Verfügung gestellt werden“, so sein Appell. Stattdessen plädierte Dr. Schneider beim anstehenden Trend zur Digitalisierung der Landwirtschaft für eine regionale Vernetzung, um auch bei einer Cyber-Attacke die regionale Energie- und Nahrungsmittelversorgung zu sichern.