Der 1. Kreisbeigeordnete Achim Hallerbach, gleichzeitig Dezernent der Unteren Landwirtschaftsbehörde des Landkreises, hat da eine klare, gegensätzliche Meinung: „Unsere Landwirte sind wichtige Lebensmittelproduzenten und berücksichtigen seit Jahren eine umweltverträgliche Produktionsweise!“
Die Verteuerung hochwertiger Lebensmittel, gerade in einer Zeit der Preisdepression für alle Agrarprodukte sind nach seiner Auffassung das falsche Signal an Erzeuger und Verbraucher. Die Zahl der rinderhaltenden Betriebe im Kreis Neuwied ist seit zwei Jahrzehnten rückläufig. „Wer soll noch unsere Wiesen und Weiden pflegen, die einer biologischen Vielfalt an Flora und Fauna den notwendigen Lebensraum bieten, wenn immer weniger Rinder gehalten werden,“ fragt sich Achim Hallerbach.
Tatsächlich hat sich die Zahl der gehaltenen Rinder im Landkreis seit 1978 nahezu halbiert. Der Rückgang bei den Milchkühen fällt dabei noch drastischer aus. Allein im Stadtgebiet von Neuwied gibt es nur noch zwei milchviehhaltende Betriebe. Im selben Zeitraum hat sich die Schweinehaltung von knapp 14.000 Tieren auf rund 2.000 gehaltene Schweine verringert.
„Diese Entwicklung macht mir Angst“, sagt Hallerbach. „Und die Spirale wird sich noch schneller drehen, wenn die landwirtschaftliche Produktionsweise – die gewiss nicht in allen Regionen Deutschlands als vorbildlich zu bezeichnen ist – weiterhin stigmatisiert und durch restriktive Vorschriften erschwert wird.“
„Wo wird in Zukunft unsere
Nahrung produziert? Und ist der Fleischgenuss bald nur noch einer
privilegierten Elite vorbehalten?“, fragt sich Ulrich Schreiber,
Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes Neuwied. „Warum werden die
Landwirte unserer Region für die landwirtschaftlichen Sünden in anderen
Gebieten Deutschlands bestraft?“, so Schreiber. Nach seiner Auffassung haben
die Landwirte an Rhein, Wied und Westerwald ihre Hausaufgaben hinsichtlich des
Klimaschutzes erfüllt. Weitere Reglementierungen erhöhten nur die
Betriebskosten. Hallerbach: „Damit klafft die Schere zwischen Aufwendungen und
wirtschaftlichem Ertrag nur noch weiter auseinander. Die Hofnachfolger
verlieren die Lust an der Landwirtschaft, wenn neben der mangelnden
gesellschaftlichen Akzeptanz auch kein vernünftiges Auskommen mehr zu
erwirtschaften ist.“ Die Zahl der Betriebe wird sich zwangsläufig weiter
verringern. „Und irgendwann haben wir dann im Kreis Neuwied auch eine
Betriebsgrößenstruktur, die keiner haben wollte“, erklären Schreiber und
Hallerbach abschließend.