Nach den zunächst an lediglich zwei Standorten festgestellten MKS-Fällen breitete sich die Erkrankung dann jedoch u.a auf den Zoo Neuwied aus. Tierärztin Ilonka Degenhardt als fachliche Leiterin der Übung erläuterte die wesentlichen Komponenten einer solchen Übung: „Nach der Meldung eines ersten Verdachtes erfolgen Untersuchungen durch die Experten des Veterinäramtes, zB durch Blutentnahme oder klinische Befunde. Für die Dauer der Untersuchung wird der betroffene Betrieb bereits gesperrt. Nach Bestätigung werden die erforderlichen Schritte eingeleitet. Hierzu zählen Maßnahmen zur Vermeidung einer weiteren Ausbreitung. Ist die Tötung der Tiere erforderlich müssen umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden.“
In den betroffenen Betrieben werden darüber hinaus umfangreiche Ermittlungen durchgeführt, um mögliche Kontakte und Verbreitungswege festzustellen. Dafür müssen sämtliche Personen- und Tierkontakte über einen vordefinierten Zeitraum ermittelt werden.
Praktischer Teil in Rüscheid
Ein praktischer Teil der Übung fand auf dem Rehhof in Rüscheid
statt. Dort wurden Proben genommen, Tiere untersucht und von Feuerwehr und THW
Personen- und Fahrzeugdekontaminationsanlagen errichtet. Fahrzeuge die den Hof
verlassen müssen desinfiziert werden. Die Einsatzkräfte an der
Fahrzeugdekontamination müssen nach ihrer Tätigkeit ebenfalls dekontaminiert
werden. Dies wurde praktisch geübt.
Viele Helfer im Einsatz
Insgesamt waren nach Angaben der Kreisverwaltung Neuwied in der Stabsübung rund 50 Personen aus den Veterinärämtern der Verwaltung, Feuerwehr, THW, Bundeswehr, Polizei im Einsatz. Hinzu kommen über 80 Einsatzkräfte vor Ort in Rüscheid. Im Realfall wäre diese Zahl jedoch deutlich höher anzusetzen. Holger Kurz von der Einsatzleitung schätzt den Bedarf auf mehr als 600 Personen.
Hintergrundinformationen
Zur Übung
Das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten führt in regelmäßigen Abständen landesweite Übungen zur Bekämpfung von Tierseuchen durch. In diesem Jahr wird die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS) geübt. An sechs verschiedenen Stellen im Land wird ein Ausbruch der MKS simuliert.
Eine dieser sechs angenommenen Stellen im Land lag im Kreis Neuwied. Die Amtstierärzte und das Verwaltungspersonal der Kreisverwaltungen Neuwied, Altenkirchen, Westerwaldkreis und Rhein-Lahn-Kreis probten zwei Tage lang gemeinsam mit den Katastrophenschutzeinheiten den Ernstfall eines Ausbruchs der MKS. Das Lagezentrum, von dem aus der Stab die Maßnahmen koordinierte, war im Veterinäramt der Kreisverwaltung Neuwied eingerichtet. Die verschiedenen Szenarien des Tierseucheneinsatzes wurden von der Übungsleitung realitätsnah eingespielt und von den Experten abgearbeitet.
MKS – eine gefährliche, hochansteckende Tierseuche
Die MKS ist eine hoch ansteckende, akut verlaufende, fieberhafte Viruserkrankung der Klauentiere wie Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine. Die wichtigste Ansteckungsquelle sind erkrankte Tiere. Die Übertragung erfolgt sowohl direkt von Tier zu Tier als auch indirekt über viruskontaminierte Personen, Fahrzeugen und den Wind.
Die Maul- und Klauenseuche ist eine der wirtschaftlich folgenreichsten Tierseuchen. Sie ist gekennzeichnet durch einen raschen Verlauf im Viehbestand und die schnelle Verbreitung über größere Gebiete. Bei den bösartigen Verlaufsformen können 50 – 70% der Jungrinder und Ferkel sterben.
MKS ist für den Menschen ungefährlich. Im Handel angebotenes Fleisch, Milch und Milchprodukte können bedenkenlos verzehrt werden.