Als Tagungsort hatte der Naturschutzbeirat Datzeroth gewählt; Ortsbürgermeisterin Kirsten Hardt begrüßte die Mitglieder des Beirates im Dorfgemeinschaftshaus und erinnerte daran, dass gerade das Wiedtal und auch Datzeroth besonders von den Starkregen betroffen waren.
Ein kurzer Fachvortrag von Rainer Jodes, Untere Wasserbehörde
der Kreisverwaltung Neuwied, informierte zunächst über den Charakter der
Starkregen. „In kurzer Zeit und auf kleinem Raum fallen extreme Regenmengen,
die Vorwarnzeiten sind kurz, genaue Vorhersagen kaum möglich. Mit den
anschließenden Sturzfluten bewegen sich Wasser, Schlamm und Geröll in
ungeahnten Massen durch die Täler. In einem kleinen Bach kann dabei durchaus
mehr als das Hundertfache der normalen Wassermenge abfließen“, skizzierte Jodes
die Situationen. Untersuchungen in Baden-Württemberg haben außerdem gezeigt,
dass bei einem Jahrhunderthochwasser ein Bach innerhalb einer Woche mehr als
zehnmal so viel Geschiebe transportiert hat wie normalerweise in einem ganzen
Jahr. Und der Eindruck, dass sich diese Ereignisse häufen, täuscht nicht: Nach
der 2013 mit hohem rechentechnischen Aufwand von 27 Klimaforschungsteams
durchgeführten EURO-CORDEX Simulation werden in den meisten europäischen
Regionen Häufigkeit und Intensität der Starkregenereignisse zunehmen.
Welche Spuren eine Sturzflut hinterlassen kann, schaute sich
der Beirat anschließend am Mäherbach an, wo eines der größten Ereignisse dieses
Sommers im Landkreis Neuwied weitgehend unbeachtet blieb. Der Mäherbach
entspringt unterhalb Ehlscheids und fließt rund zwei Kilometer durch den Wald,
ohne in die Nähe einer Siedlung zu kommen; nur unter der Landesstraße muss er
hindurch, ehe er in die Wied mündet. „Und dort hat der Bach eine Kies- und
Steinbank von der Größe eines Tennisplatzes abgelagert. Zuvor hatte sich nach
einem heftigen Gewitter eine Sturzflut durch das Tal gewälzt, die hunderte
Tonnen Geröll bewegt, einen Forstweg mitgerissen, Bäume gefällt und Hänge ins Rutschen
gebracht hatte“, so Vorsitzender Kurt Milad.
Wo Schäden durch Starkregen drohen, können Kommunen im Rahmen örtlicher Hochwasserschutzkonzepte analysieren lassen und Schutzmaßnahmen planen. Der 1.Kreisbeigeordnete Achim Hallerbach: „Das Land fördert diese Konzepte aktuell mit bis zu 90 Prozent der Kosten.“ Auch wenn orts- und zeitgenaue Vorhersagen schwierig sind: Das Land Rheinland-Pfalz bietet auf der Internetseite www.hochwasser.rlp.de kreisbezogene Frühwarnungen für kleinere Flüsse und Bäche an. Die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes können ebenfalls über die Startseite des Dienstes abgerufen werden.