„Um gefährliche Infektionen gerade auch in Krankenhäusern zu vermeiden, müssen viele Faktoren stimmen: Hygienevorschriften müssen umgesetzt und Fachpersonal ständig weitergebildet werden, aber auch der streng kontrollierte Einsatz von Antibiotika ist zwingend notwendig. Patientinnen und Patienten erwarten im Krankenhaus eine gute Versorgung und dazu unabdingbar gehört eine gute Hygiene“, betonte Achim Hallerbach bei seiner Begrüßung. Die Gefahr des mre-Erregers besteht darin, dass bei einer Infektion nur noch wenige Möglichkeiten der Antibiotikatherapie existieren. Hygienische Standards zu realisieren und auf hohem Niveau zu halten, ist die tägliche Herausforderung jeder Klinik. „Mit der Verleihung dieses Qualitätssiegels werden die Anstrengungen für Personal, Patienten und Angehörige, sowie nach außen hin sichtbar honoriert werden“, hob Hallerbach hervor.
Der Prüffokus wurde ausgeweitet. „Die Implementierung eines Antibiotika-Managements und auch die hauseigene Kontrolle und Überwachung inklusive der Analyse der erhobenen Daten zählten bei den zu erfüllenden Qualitätszielen in besonderem Maße“, erklärte die ärztliche Koordinatorin des mre-Netzes, Claudia Rösing.
„Eine tragende Säule der Infektionsprävention stellt die Hygiene dar. So sind die Experten der Überzeugung, dass durch eine konsequente Infektionshygiene ein Drittel aller nosokomialen Infektionen - eine Infektion, die im Zuge eines Aufenthalts oder einer Behandlung in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung auftritt - vermieden werden können“, erklärte Dr. Hilde Hamm, stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes.
Geeignete, problemangepasste Hygienemaßnahmen können die Weiterverbreitung von MRE in Einrichtungen des Gesundheitswesens verringern. Dabei unterscheiden sich die erforderlichen Hygienemaßnahmen einerseits nach Erreger und andererseits nach Art der Einrichtung. Mit seinem Vortrag „Wo steht die Krankenhaushygiene 2025?“ warf Prof. Dr. Dr. Martin Exner, einen Blick in die Zukunft, zeigte einerseits Defizite auf und andererseits aber auch neue Wege oder zielführende Strategien zur Weiterentwicklung der Krankenhaushygiene. Herausforderung sei die Globalisierung sowie die Zunahme der Weltbevölkerung. „Obwohl MRSA rückläufig ist, bewegt sich die Entwicklung auf weiterhin relativ hohem Niveau. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen seit einigen Jahren die Gram-negativen Erreger“, so Professor Exner. Zur Bekämpfung einer fortschreitenden Antibiotikaresistenz gehöre ein reduzierter und bewussterer Umgang mit Antibiotika in der ambulanten und der stationären Medizin, die Unterstützung in Entwicklungshilfe in Krankenhaushygiene, auch in einigen europäischen Ländern, sowie der Importstop von Fleisch aus Mastbetrieben bestimmter Länder. Institutsdirektor Professor Exner formulierte auch die Herausforderungen in Deutschland. Eine gute Ausbildung, ein besserer Personalschlüssel für den Pflegebereich, umfangreiche Hausreinigung und Flächendesinfektion, sowie baulich-funktionelle Voraussetzungen in den Einrichtungen. Ein professionelles Management bei Ausbrüchen und die Begleitung von Hygieneinstituten sowie die experimentelle Hygiene ergänzen das Profil. „Patienten müssen die Sicherheit haben, dass die hygienische Sicherheit im Krankenhaus gewährleistet werden kann“, fasste Professor Exner zusammen.
Das Siegel wird vom „mre-netz regio rhein-ahr“, einem Netzwerk zur Prävention und Kontrolle von multiresistenten Erregern (MRE) verliehen. Die fachliche Leitung und Begleitung erfolgt über das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn.
Ziele des mre-Netzes sind: Sicherstellung von Nachhaltigkeit, Bereitstellung des neuesten wissenschaftlichen Kenntnisstandes, die Unterstützung der Akteure durch die Netzwerk-Arbeit mit der Schaffung einheitlicher Standards, Wissensaustausch, Motivation, Ansprechbarkeit, sowie einen Beitrag zu leisten zu einer großen Herausforderung für den Öffentlichen Gesundheitsschutz durch gelebte Prävention und Hygiene.