Irgendwo zwischen hier und der ukrainischen Grenzen sind Menschen aus dem Kreis Neuwied unterwegs, um zu helfen. Auch jetzt. In diesem Moment. Und vermutlich am Wochenende in noch größerer Zahl. Etliche Kriegsflüchtlinge sind so bereits im Kreis Neuwied angekommen. In Sicherheit. Weitere werden folgen. „Die Hilfsbereitschaft unserer Bürger ist groß, das Engagement riesig. Das ist großartig und kaum genug zu würdigen“, danken Landrat Achim Hallerbach und Kreis-Beigeordneter Michael Mahlert allen freiwilligen Helfern. Sie wissen aber auch: Damit fängt die eigentliche Arbeit hier vor Ort erst an.
Denn die Flüchtlinge müssen untergebracht, versorgt und betreut werden. Für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind so viele Angebote von Familien eingegangen, dass im Moment keine weiteren Meldungen benötigt werden. Was dagegen weiterhin in großer Zahl fehlt, sind Wohnungen. Schon in den vergangenen Tagen hatte die Kreisverwaltung daher appelliert, freie Kapazitäten an die für die Unterbringung zuständigen Sozialämter der Verbandsgemeinden bzw. der Stadt Neuwied zu melden (Kontaktliste: www.kreis-neuwied.de/ukraine). „Wir können diese Bitte nur immer wieder wiederholen“, machen Hallerbach und Mahlert deutlich.
Denn Schätzungen, wie viele Menschen in den Kreis Neuwied kommen werden und für welchen Zeitraum, sind seriös nicht möglich. Allein beim Betrachten der Fernsehbilder dürfte aber jedem klar sein, dass die Herausforderung gewaltig werden und die vorhandenen Kapazitäten schnell übersteigen kann. Deshalb jagt bei den kommunal Verantwortlichen im Kreis Neuwied derzeit eine Videokonferenz die andere. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
Die Bitte an alle Helfer, privat aufgenommene Flüchtlinge zu registrieren, hat - Stand 22.3. - ergeben, dass bislang schon über 970 Ukrainer im Kreis Neuwied angekommen sind. Dabei ist bereits klar, dass zumindest ein größerer Teil dieser Menschen nur für einen absehbaren Zeitraum dort bleiben kann, wo er jetzt ist. Für sie werden freie Unterkünfte benötigt.
Auf der anderen Seite hat es bislang noch keine offizielle Zuweisung von Flüchtlingen gegeben, die das Land von seinen Erstaufnahmeeinrichtungen aus auf die Kreise verteilt. Schaut man nach Berlin, muss man aber davon ausgehen, dass sich das sehr bald ändern wird.
Deshalb laufen auf allen Ebenen Vorbereitungen, auch größere Unterkünfte zu schaffen. Stichworte: Turnhallen und Bürgerhäuser. Die Stadt Neuwied hat bereits angekündigt, zunächst die Halle in Niederbieber und die Festhalle auf dem Gelände der ehemaligen Rommersdorf-Schule in Heimbach-Weis herzurichten. In Puderbach ist die Sporthalle im Blick, in den weiteren Verbandsgemeinden laufen im Hintergrund ähnliche Aktivitäten. Derweilen sind die Katastrophenschützer des Kreises um Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Holger Kurz dabei, diese Bemühungen mit Material zu unterstützen, allen voran Feldbetten und Bettzeug. Auch hier aufgestockt werden.
Parallel laufen Gespräche mit Anbietern von Containern, da hier mit langen Lieferzeiten zu rechnen ist. Der Aufbau von Camps ist aber grundsätzlich denkbar. In Bad Hönningen gehen die Planungen beispielsweise schon recht konkret in Richtung eines freien Grundstücks, das die Firma Aldi der Gemeinde zu diesem Zweck für eineinhalb Jahre kostenfrei zur Verfügung stellen würde.
Auch in Sachen Schulen und Kitas haben die Abstimmungen begonnen, weitere Kapazitäten zu schaffen.
„Unter dem Strich geben viele Leute in den verschiedenen Verwaltungen des Kreises ihr Bestes, damit wir möglichst gut vorbereitet sind. Es duckt sich niemand weg. Das gemeinsame Ziel ist ganz klar: Wir wollen diesen Menschen helfen!“, sagt Landrat Achim Hallerbach.
Viele weitere Informationen gibt es unter: www.kreis-neuwied.de/ukraine
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Die Zuständigkeiten:
Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Fluchtbewegungen stellen uns vor riesige Herausforderungen. Die Behörden wollen den Menschen dabei möglichst handfest und unbürokratisch helfen. Trotzdem gibt es gesetzlich geregelte Zuständigkeiten, auf die die Kreisverwaltung aufmerksam macht: Grundsätzlich zuständig für die Wohnunterbringung von Flüchtlingen sind die Städte und Gemeinden. Verteilt werden sie vom Land über den Kreis auf die Verbandsgemeinden/die Stadt Neuwied nach dem sog. Königssteiner Schlüssel. Melden müssen sich die Flüchtlinge bei der Kreisverwaltung, wenn es um den Bezug von ihnen zustehenden Leistungen – zum Beispiel Krankenhilfe – geht. Eine Liste mit Ansprechpartnern ist zu finden unter www.kreis-neuwied.de/ukraine