Kreis Neuwied. Die Natur erhalten, die Umwelt schützen, die menschengemachte Klimaerwärmung stoppen: Das hat sich der Kreis Neuwied auf die Fahnen geschrieben. Allein wird er das nicht bewältigen, aber er will seinen Teil dazu beitragen – auf verschiedenen Ebenen, in vielen Bereichen und mit unterschiedlichen Partnern.
Ein wichtiger Bestandteil sind Verkehrskonzepte. Die E-Mobilität, ÖPNV oder Car-Sharing alleine reichen nicht aus, jedoch ist eine 100-Prozent-Umstellung so schnell nicht umsetzbar. Und in manchen Bereich ist sie mit dem heutigen Stand der Technik auch praktisch gar nicht machbar. „Da heißt es dann, auch einmal neue Wege auszuprobieren und Brückentechnologien zu nutzen“, findet Landrat Achim Hallerbach und meint damit konkret das E-Fuels-Pilotprojekt, das die Abfallwirtschaft des Kreises nun gemeinsam mit der Reifert Mineralölprodukte e.K. aus Bad Hönningen angeht. „Es ist ein einer von vielen Bausteinen, um die Klimaziele zu erreichen“ verdeutlicht Jörg Schwarz, Vorstand der Abfallwirtschaft Landkreis Neuwied.
E10-Benzin dürfte den meisten Autofahrern bekannt sein. Dem „normalen“ Benzin werden 10 Prozent Biokraftstoff zugesetzt. Beim konventionellen Diesel entspricht der handelsübliche Bioanteil 7 Prozent. Beim E-Fuel kommen nun weitere 10 Prozent synthetischer Diesel hinzu, die aus regenerativem Strom und Co2 aus biogener Quelle gewonnen werden. Damit wird bei der Verbrennung ohne Eingriff in die Fahrzeugtechnik deutlich weniger Kohlendioxid ausgestoßen. Auch der Feinstoffanteil verringert sich.
Für die Pilotphase haben die Abfallwirtschaft als Tochtergesellschaft des Kreises und das Mineralölunternehmen vereinbart, zunächst 10.000 Liter E-Fuel abzunehmen und diese bei „schweren Gerät“ – Radladern und LKW - auf dem Wertstoffhof in Linz einzusetzen. „Hieraus können wir Erfahrungswerte für die Müllsammelfahrzeuge, die im gesamten Kreis unterwegs sind, generieren, denn auch bei diesen Fahrzeugen steht mittel- und langfristig der Klimaschutz oben auf der Agenda“, so Schwarz weiter.
Noch allerdings ist der Preis für E-Fuel hoch. „Viele Innovationen waren anfangs teuer. Wenn es aber erst einmal größere Absatzmöglichkeiten gibt, sinken die Produktionskosten und es wird wirtschaftlich. Gleichzeitig sinkt der Energieaufwand bei der Herstellung“, zeigt sich Geschäftsführer André Reifert überzeugt und zuversichtlich. Und die Initiative gefällt auch Landrat Achim Hallerbach: „Das wollen wir gern unterstützen und ein bisschen Anschub leisten“, sagt er.
Das spricht laut André Reifert für E-Fuels:
- Bestehende Fahrzeuge können weiterverwendet werden. E-Fuels lassen sich in beliebigem Verhältnis herkömmlichen Kraft- und Brennstoffen beimischen und reduzieren so den CO2-Ausstoß.Klimaschutz kann damit schnell im Bestand und bei Neufahrzeugen wirken.
- E-Fuels lassen sich flexibel speichern und transportieren – mit und in vorhandener Infrastruktur. Stromspeicher sind sehr teuer. Heutige Leerlaufzeiten von Windkraftanlagen und Überproduktionen von Fotovoltaikanlagen ließen sich für die Produktion von E-Fuels effizient nutzen. E-Fuels speichern sonst verlorene Energie und sind ortsungebunden nutzbar.
- E-Fuels bieten hohe Versorgungssicherheit, sie sind in der Lage, hohe Energiemengen effizient und dauerhaft zu speichern. Zum Vergleich die derzeitigen Speicherkapazitäten: Strom: 41 Minuten, Gas: 120 Tage, Öl und E-Fuels: 230 Tage.
- E-Fuels lassen sich mittelfristig für rund 1 Euro pro Liter herstellen
Bildunterschrift: Bei einem Pilotprojekt auf dem Linzer Wertstoffhof sollen E-Fuels getestet werden: Landrat Achim Hallerbach (von links), Geschäftsführer André Reifert, Abfallwirtschafts-Vorstand Jörg Schwarz und Kreis-Umweltreferentin Ina Heidelbach sind zuversichtlich, dass damit gute Ergebnisse erzielt werden.